Gebärmutterhalskrebs / Zervixkarzinom
Der Gebärmutterhals ist die Verbindung zwischen dem oberen Teil der Gebärmutter und der Scheide. Er besteht aus Bindegewebe sowie Muskulatur und ist im Inneren mit Schleimhaut ausgekleidet. Diese Schleimhaut ist im Bereich des Einganges des Gebärmutterhalses (Portio) flacher als die Schleimhaut im tiefen Gebärmutterhals und -körper und wird Plattenepithel genannt. Das Plattenepithel ist widerstandsfähig, es erneuert sich regelmäßig und schnell.
Im Berührungsbereich, in dem die beiden unterschiedlichen Schleimhautgewebe von Portio und Gebärmutterhals aneinandergrenzen, können sich Zellveränderungen und Krebsvorstufen entwickeln, denen überwiegend eine Infektion mit Humanen Papillomviren vorausgeht. Aus fortgeschrittenen Zellveränderungen kann eine bösartige (maligne) Geschwulst (Tumor) entstehen, die Gebärmutterhalskrebs oder Zervixkarzinom genannt wird. Mehr als 80% der Tumoren bilden sich aus dem Plattenepithel und werden entsprechend als Plattenepithelkarzinome bezeichnet. Nur 5 bis 15% der Erkrankungen liegen als Adenokarzinome vor, die aus dem Drüsengewebe des tiefen Gebärmutterhalses hervorgehen (Adeno, griechisch = Drüse).
Einem Zervixkarzinom gehen meist Krebsvorstufen voraus. Sie stellen selbst keine Krebserkrankungdar und werden auch als "zervikale intraepitheliale Neoplasie", kurz CIN (englisch: cervical intraepithelial neoplasia) bezeichnet.
Das Humane Papillomvirus (HPV) ist der größte Risikofaktor für zervikale Krebsvorstufen (Präkanzerosen) und invasive Zervixkarzinome. Es wird bei ca. 85 % aller Zervixkarzinome festgestellt, wobei die Infektion oftmals viele Jahre zurückliegt. Die HPV-Infektion – nicht die Krebserkrankung - ist sexuell übertragbar.
Mädchen und Frauen können sich gegen die häufigsten krebserregenden Typen der HP-Viren impfen lassen, und dadurch ihr Erkrankungsrisiko für Gebärmutterhalskrebs deutlich reduzieren!
Bedingt durch die andere Schleimhautzusammensetzung sind bösartige Tumoren im Gebärmutterkörper, überwiegend Endometriumkarzinome, vom Zervixkarzinom abzugrenzen. Diese Tumorarten unterscheiden sich hinsichtlich Früherkennung, Häufigkeit, Krankheitszeichen, Vorsorge, Diagnose und Behandlung.
Erste Hinweise auf Zellveränderungen am Gebärmutterhals können im Rahmen der wichtigen jährlichen gesetzlichen Früherkennungsuntersuchung gewonnen werden.
In einem frühen Stadium kann das Zervixkarzinom mittels einer Konisation nicht nur diagnostiziert, sondern gleichzeitig entfernt werden. Deshalb ist die regelmäßige Früherkennungsuntersuchung so vorteilhaft. Über 90% der Karzinome werden bei Frauen gefunden, die nicht (>60%) oder unregelmäßig an der Früherkennung teilgenommen haben. Ist das Karzinom bereits fortgeschritten, kommen nur noch eine Operation oder eine Radio-Chemo-Therapie zum Tragen.
Quellen
- Petru, Jonat, Fink, Köchli, „Praxisbuch Gynäkologische Onkologie“, Springer Verlag (2005)
- Wacker, Sillem, Bastert, Beckmann, „Therapiehandbuch Gynäkologie und Geburtshilfe“, Springer Verlag (2007)
- Hillemanns, Dannecker, „Diagnostik der zervikalen intraepithelialen Neoplasie“, Tumorzentrum München (2004)
- S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, September 2014