Endometriose: Ursachen und Risikofaktoren

Trotz intensiver Forschung ist noch immer unklar, wie es zu einer Endometriose kommt. Es existieren jedoch eine Reihe wissenschaftlicher Theorien zur Entstehung der Erkrankung.

Mögliche Entstehung der Endometriose

Die Implantationstheorie geht davon aus, dass statt durch den Gebärmutterhals Teile der Gebärmutterschleimhaut bei einer umgekehrten, sogenannten „retrograden Menstruation“, durch die Eileiter in den Bauchraum gelangen.[1] Das klingt eigenartig, doch kommt es bei neun von zehn Frauen zu einer retrograden Menstruation. Dieser Vorgang kann nicht nur während der Monatsblutung, sondern auch zu anderen Zeitpunkten während des Zyklus stattfinden. Kurz vor dem Eisprung gibt es einen Sog von der Gebärmutter in Richtung Eileiter, sodass in dieser Zeit Endometriumzellen, oder beispielsweise auch Spermien, in den Eileiter gesaugt werden. Auf diese Weise könnten Schleimhautstücke in den Bauchraum gelangen.

Die Coelom-Metaplasie-Theorie besagt, dass Endometriose-Herde direkt aus Stammzellen entstehen, welche im Embryo die Leibeshöhle (Coelom) auskleiden. Auslöser für die Wucherung (Metaplasie) könnten Entzündungen und hormonelle Einflüsse sein.[2]

Dagegen geht die Archimetra-Theorie davon aus, dass die Endometriose eine Folge der sogenannte Adenomyosis oder einer ihrer Vorstufen ist. Bei dieser Erkrankung wächst das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut in die Muskelschicht der Gebärmutter ein.[3] Etwa jede zweite Endometriose-Patientin leidet auch an Adenomyosis.

Weitere Hypothesen zielen auf Veränderungen im Immunsystem der betroffenen Frauen. Im Blut können dann Antikörper gegen Gebärmutterschleimhaut nachgewiesen werden. Das führt dazu, dass im Bereich der Endometriose-Herde Entzündungen auftreten. Bisher ist allerdings nicht geklärt, ob diese Fehlfunktion eine mögliche Ursache oder eine Folge der Endometriose darstellt.

Als gesichert gilt eine genetische Ursache, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % vererbt wird. Zuletzt fanden Forschende in Verbindung mit Endometriose 3. und 4. Grades häufig Genmutationen am sogenannten Neuropeptid-S-Rezeptor 1. Da dieser Rezeptor in Endometriose-Zellen und in Immunzellen der Bauchhöhle stark aktiv ist, erhoffen sich Mediziner darin einen neuen Angriffspunkt für nicht-hormonelle Medikamente gegen Endometriose. [6]

Bisher kann keine dieser Erkenntnisse alle Phänomene der Endometriose hinreichend erklären, weshalb die möglichen Ursachen weiterhin Gegenstand medizinischer Forschung sind.

Mögliche Risikofaktoren

Ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Endometriose scheint die absolute Anzahl an Menstruationstagen zu sein. Frauen mit einem kurzen Menstruationszyklus haben im Vergleich zu Frauen mit einem längeren Zyklus im Laufe ihres Lebens mehr Menstruationstage. Dadurch verdoppelt sich das Risiko, eine Endometriose zu entwickeln.[4]

Ebenso erhöht sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit für Frauen, die schon vor dem Teenageralter ihre erste Regelblutung (Menarche) hatten.[5]

Doch auch gesellschaftliche Veränderungen tragen zur häufigeren Entstehung der Endometriose bei. Die Zeitspanne zwischen der ersten (Menarche) und der letzten (Menopause) Regelblutung hat sich verlängert, Frauen bekommen heute weniger Kinder und stillen kürzer. All das trägt dazu bei, dass eine Frau in der Summe mehr Menstruationstage hat als noch vor 200 Jahren.

Endometriose vorbeugen – bisher nicht möglich

Die mutmaßlichen Ursachen und möglichen Risikofaktoren einer Endometriose-Erkrankung bieten bisher keine Ansatzpunkte für eine Prävention. [7]

Quellen

[1] Sampson JA. Metastatic or Embolic Endometriosis, due to the Menstrual Dissemination of Endometrial Tissue into the Venous Circulation. The American Journal of Pathology, 01 Mar 1927, 3(2):93-110.43

[2] Meyer R: Über den Stand der Frage der Adenomyositis und Adenome im allgemeinen und insbesondere über Adenomyositis seroepithelialis und Adenomyometritis sarcomatosa. Zbl Gynäkol 1919; 43: 745–50. 13

[3] Leyendecker G, Kunz, G, Noe, M, Herbertz, M, Mall G. Endometriosis: A dysfunction and disease of the archimetra. Human Reproduction Update 2018; 4(5):752-62

[4] Ming Wei, Yanfei Cheng, Huaien Bu, Ye Zhao, Wenli Zhao. Length of Menstrual Cycle and Risk of Endometriosis: A Meta-Analysis of 11 Case–Control Studies. Medicine (Baltimore) 2016; 95(9): e2922.

[5] Mei-Yin Lu, Jia-Li Niu, Bin Liu. Association between early menarche and endometriosis risk: a systematic review and meta-analysis. Authorea. September 07, 2020. DOI: 10.22541/au.159947289.98327591

[6] Tapmeier TT et al. Neuropeptide S receptor 1 is a nonhormonal treatment target in endometriosis. Sci Transl Med 2021; 13(608): eabd6469

[7] Langfassung der Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“, AWMF-Registernummer 015/405, Stand: 01.09.2020

Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. med. Christian Albring

Letzte Bearbeitung: 14.12.2021

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