Stillen

Baby saugt an der Brust
Muttermilch ist für Babys die beste Nahrung

Stillen, die natürliche Versorgung des Säuglings mit Muttermilch aus der Brust, verbindet zwei elementare Vorzüge: Die bestmögliche Ernährung des Babys in den ersten Lebensmonaten mit dem Aufbau einer besonders innigen Beziehung zwischen Mutter und Kind. Stillen soll nicht nur „den Hunger stillen", sondern außerdem das Bedürfnis nach Wärme und Zuneigung.

Eine Mutter ist mit dem Stillen räumlich und zeitlich ungebunden. Die Muttermilch ist kostenlos, immer richtig temperiert und dem Nahrungsbedarf des Kindes angepasst. Die notwendigen hygienischen Vorkehrungen, die bei einer Herstellung und Lagerung von Flaschenmilch erforderlich sind, entfallen, was insbesondere in warmen Ländern von größter Bedeutung ist. Das Schlafen wird durch das Stillen weniger gestört.

Das Baby wird mit dem Stillen vor Krankheitserregern und späteren Allergien geschützt. Es erhält die Chance auf eine optimale Gewichtsentwicklung, die den Grundstein für das ganze Leben legt.
Weder die Figur einer Frau noch die Größe ihrer Brust hat Einfluss auf die Stillfähigkeit, sondern allein die Beschaffenheit des Brustgewebes. Lediglich stark unterernährte Frauen können unter einer geringeren Milchproduktion leiden.

Aktuelle Empfehlung zur Stilldauer

Muttermilch ist die beste Nahrung für nahezu alle Säuglinge. Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge die physiologische Ernährung. Ab wann ein Säugling zusätzlich Beikost benötigt, ergibt sich individuell in Abhängigkeit vom Gedeihen und der Essfähigkeit des Kindes. Beikost sollte in der Regel nicht später als zu Beginn des siebten Lebensmonats und keinesfalls vor dem Beginn des fünften Monats gegeben werden. Einführung von Beikost bedeutet nicht Abstillen, sondern eine langsame Verminderung der Muttermilchmengen und Stillmahlzeiten in individuellem Tempo. Mutter und Kind bestimmen gemeinsam, wann abgestillt wird. Wenn sechsmonatiges ausschließliches Stillen für die Mutter nicht durchführbar ist, sollte dies keinesfalls ein Grund sein, gar nicht erst mit dem Stillen zu beginnen. Auch kürzeres ausschließliches Stillen oder teilweises Stillen nutzen dem Kind und sind erfreulich für Mutter und Kind. Diese Empfehlungen geben einen Rahmen vor. Sie sollten nicht schematisch angewendet werden.

Die Empfehlungen zur Allergieprävention haben in der Vergangenheit zu Diskussionen und zur Verwirrung geführt, weil sie sich im Laufe der Jahre aufgrund wissenschaftlicher Studienergebnisse teilweise verändert haben. Nach der 2014 erstellten S3-Leitlinie der wissenschaftlichen Fachgesellschaften zur Allergieprävention ist die oben genannte Empfehlung zur Stilldauer sinnvoll.

Hinsichtlich der Prävention von Allergien gilt:

Die Mutter muss ihrem Baby, das eine Beikost verlangt, diese nicht verweigern, weil sie glaubt, es so vor Allergien schützen zu können. Dafür gibt es keinen Anhalt. Für Babys von Müttern, die selbst von Allergien betroffen sind, bewirkt die Beikosteinführung zu Beginn des 5. Lebensmonats möglicherweise eine Verringerung des Allergierisikos.

Teilstillen während der Beikosteinführung hat einen wichtigen allergieschützenden Effekt.
Weder das Meiden bestimmter Lebensmittel im 1. Lebensjahr, noch die gezielte Gabe bestimmter Lebensmittel vor Beginn des 5. Lebensmonats schützt vor Allergien.

Fisch soll nicht, wie früher empfohlen, als Beikost im 1. Lebensjahr gemieden werden, sondern im Gegenteil auch als Beikost eingeführt werden, weil es einen allergiepräventiven Effekt hat.

Zufüttern während der Stillzeit

Nach heutigen Erkenntnissen hat eine Zufütterung von Neugeborenen in den ersten Lebenstagen ohne medizinischen Grund negative Auswirkungen auf seinen Stoffwechsel. Babys Stoffwechsel sowie Energie- und Wasserhaushalt sind durch einen ausgeklügelten Hormonhaushalt so geregelt, dass es mit der Muttermilch (Vormilch) sowie den Energiereserven, die in Leber und Fettgewebe während der letzten Schwangerschaftswochen gespeichert wurden, völlig auskommt. Auch wenn manche Eltern den natürlichen Gewichtsverlust in der ersten Zeit nach der Geburt mit Sorge betrachten, stört das Zufüttern, beispielsweise von Tee, Zuckerlösungen oder Säuglingsnahrung, dieses natürliche Gleichgewicht.

Als Richtwerte für eine gesunde Gewichtsentwicklung gelten:

  • Bis zu 7% Gewichtsverlust in den ersten 3 Tagen ist normal.
  • Innerhalb von 10 Tagen wird das Geburtsgewicht wieder erreicht.
  • Im 1. und 2. Lebensmonat nimmt der Säugling wöchentlich 170 bis 330 g zu, im 3. und 4. Lebensmonat wöchentlich 110g bis 330g zu, wobei die Gewichtsentwicklung von Säugling zu Säugling sehr unterschiedlich ist.
  • Nach 3 bis 5 Monaten wird das Gewicht verdoppelt, gegen Ende des 1. Lebensjahres verdreifacht.

Ist der Gewichtsverlust in den ersten Lebenstagen größer, muss das Stillverhalten überprüft und korrigiert werden. Ein Gewichtsverlust von 10 % oder mehr in den ersten Lebenstagen, Gelbsucht, Dehydratationszeichen (wie schlaffe Haut, wenig Urin oder Stuhl) oder Krankheitssymptome erfordern bereits eine Therapie, z.B. Zufüttern von abgepumpter Muttermilch oder einer Säuglingsanfangsnahrung.

Kranke Säuglinge, unreife Frühgeborene oder stark Untergewichtige unterliegen anderen Regeln und eine Zufütterung kann aus medizinischer Sicht notwendig sein. Die Entscheidung über etwaiges Zufüttern sollte die Mutter in jedem Fall ihrer Ärztin/ ihrem Arzt überlassen.

Nicht Stillen wollen…

Katzenmutter säugt ihre Jungen
Manche Mütter können die intensive Nähe beim Stillen schwer ertragen. Mütter sollten stillen, solange sich alle Beteiligten wohl in ihrer Rolle fühlen.

Trotz aller Vorteile muss jede Frau für sich individuell wissen, ob sie stillen möchte. Jede Halbherzigkeit gefährdet das Abenteuer Stillen; gefragt sind ein gutes Selbstwertgefühl, Ruhe, Ausdauer, die Bereitschaft zu einer zeitlich begrenzten Abhängigkeit und ein unterstützendes Umfeld. Belohnt wird man mit einer besonders intensiven Nähe zu seinem Kind, die einzigartig ist, aber nicht von allen Müttern gut ertragen werden kann. Daher sollte man sich bereits während der Schwangerschaft informieren und entscheiden. Eine schnelle Rückkehr in den Beruf bei hohem zeitlichem Engagement kann beispielsweise bei manchen Frauen gegen das Stillen sprechen, muss es aber nicht. 

Möchte eine Mutter absolut nicht stillen, sollte sie rechtzeitig mit ihrer Ärztin/ ihrem Arzt besprechen, wie die Milchbildung unterdrückt werden kann. In den ersten 1 bis 2 Stunden unmittelbar nach der Geburt sind trotzdem neben dem Haut-zu-Haut-Kontakt auf dem Bauch der Mutter auch das Andocken und Saugen des Kindes an der Brust zu empfehlen. Das Baby kommt damit in den Genuss der wertvollen Vormilch mit ihren vielen Immunstoffen und die Mutter-Kind-Bindung wird so optimal gefördert, ohne die gewünschte Unterdrückung der Milchbildung zu beeinträchtigen.

Quellen

 

 

Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. Michael Scheele

Letzte Bearbeitung: 22.05.2018

Herausgeber:

Logo: Berufsverband der Frauenärzte e.V.

In Zusammenarbeit mit:

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