Risiken und mögliche Folgen

Nach wie vor ist der Kaiserschnitt ein operativer Eingriff, der immer mit den entsprechenden - wenn auch minimierten - Risiken verbunden ist. Frauen sind bei einem Kaiserschnitt einem dreimal höheren Risiko ausgesetzt, bei der Geburt zu sterben, als bei einer natürlichen Geburt. Doch das Risiko an einem Kaiserschnitt zu sterben war noch nie so gering wie heute. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass die Müttersterblichkeit bei Kaiserschnitt in Deutschland um die 0,04 Promille (eine von 25.000 Frauen) beträgt. Das Risiko bei einem Notfalleingriff liegt deutlich höher als bei einem geplantem Kaiserschnitt.

Hat eine Frau ein Kind durch Kaiserschnitt zur Welt gebracht, muss nicht zwangsläufig jede weitere Geburt ebenfalls mit einem Kaiserschnitt enden. Die Gebärmutter wird heute mit einem horizontalen (waagrechten) Schnitt eröffnet, nur noch in seltenen Fällen ist ein senkrechter Gebärmutterschnitt notwendig. Das mindert das Risiko eines Gebärmutterrisses in einer Folgeschwangerschaft bzw. unter den Belastungen einer vaginalen Geburt. Gegenüber einer vorangegangenen natürlichen Geburt ist dieses Risiko zwar mit ca. 0,6% leicht erhöht, jedoch tragbar, sodass der Frau bei einem ansonsten unkomplizierten Verlauf frei steht, die nächste Geburt auf normalem Wege zu versuchen. Wird ein zweiter Kaiserschnitt (lat.: Re-Sectio) durchgeführt, besteht die Möglichkeit, die alte Narbe auszuschneiden, sodass später nur eine Narbe zurückbleibt.

Wurden jedoch bei einer Frau mehrere Kaiserschnitte durchgeführt, steigt die Gefahr einer Komplikation (Riss der Narbe in der Gebärmutter, Verwachsung des Mutterkuchens mit der Gebärmutter, Verwachsungen des Narbengewebes). Das Stillen nach einem Kaiserschnitt ist nicht beeinträchtigt, es kann aber sein, dass der Milcheinschuss etwas länger auf sich warten lässt. Man rechnet damit, dass er etwa um einen Tag verzögert (also nicht am 3. sondern eher am 4. Tag) eintritt. Wurde die Frau mittels PDA operiert, kann das Kind bald nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden was auch für das Bonding (den frühen Aufbau der Beziehung zw. Mutter und Kind) von Vorteil ist.

Mögliche Auswirkungen

Die Hoffnung, die Frau könne sich damit den Geburtsschmerz ersparen, wird leider durch die Schmerzen des Bauchschnitts nach der OP getrübt. Die Wunde ist zwar heutzutage nicht allzu groß, der Schnitt geht jedoch durch mehrere Gewebeschichten und braucht einfach Zeit, um zu heilen. Mütter, die auf natürlichem Wege gebären, sind meist deutlich schneller wieder auf den Beinen und können sich so besser auf ihr Neugeborenes konzentrieren als Frauen nach einem Kaiserschnitt. Doch das kann sich ja meist keine Frau aussuchen. In erster Linie geht es bei dem Eingriff um die Sicherheit und Gesundheit für Mutter und Kind.

Nach einem Kaiserschnitt benötigt die Patientin Hilfe und Schonung und sie wird voraussichtlich etwas länger im Krankenhaus verbleiben als eine natürlich Gebärende - im Schnitt etwa eine Woche. Schmerzmittel, die unproblematisch hinsichtlich des Stillens sind, stehen heute zur Verfügung. Das Aufstehen bereits kurz nach dem Eingriff ist jedoch - auch wenn es schmerzhaft ist - unumgänglich. Denn das Risiko, eine Embolie zu erleiden, ist deutlich erhöht und für einen Teil der erhöhten Sterblichkeit nach einem Kaiserschnitt verantwortlich. Der Kreislauf und die Muskulatur müssen daher so schnell wie möglich wieder in Gang gebracht werden, sodass der Blutrückfluss aus den Beinen gut funktionieren kann.

Die Narbe des Schnittes verheilt meist problemlos. Zunächst mag sie noch wulstig und rot sein, sie verblasst jedoch mit der Zeit und ist dann nur noch als feiner Strich erkennbar. Frauen, die auf natürliche Weise entbinden, haben nach der Geburt oft Probleme mit dem Beckenboden, einem Dammschnitt oder traumatische Geburtserlebnisse zu verkraften. Dies belastet die Mutter nach einem Kaiserschnitt nicht. Dagegen wird von vielen Kaiserschnittgebärenden - vor allem nach einem nicht geplanten Kaiserschnitt - berichtet, dass sie einige Zeit brauchten, um den Eingriff psychisch zu verarbeiten. Manche Mütter fühlen sich um das Geburtserlebnis betrogen oder schuldig, es nicht normal „geschafft" zu haben. Auch die Erfahrung, sich nicht sofort selbst um das Kind kümmern zu können, macht einigen Frauen zu schaffen.

Eine Kaiserschnittgeburt unterscheidet sich nicht nur in den Auswirkungen auf die Mutter; bei Kaiserschnittkindern können Probleme auftreten, die natürlich geborene Kinder nicht haben. Sie leiden häufiger unter Atemproblemen, da das Fruchtwasser nicht vollständig aus den Lungen gepresst werden konnte, wie das bei der Passage durch den engen Geburtskanal der Fall ist.

Wenn ein Kind durch einen Kaiserschnitt geboren wurde, erhöht sich geringgradig das Risiko für das Auftreten von Allergien, Asthma und Zuckererkrankungen. Es wird vermutete, dass der fehlende Kontakt des Kindes mit der Keimflora des Geburtskanals hierfür verantwortlich sein könnte.

Vaginal seeding

Um dem Risiko für das Auftreten von Allergien, Asthma und Zuckererkrankungen entgegen zu wirken, wird momentan das Konzept des sog. „vaginal seeding“ diskutiert. Hierbei wird ein Tuch in die Scheide der werdenden Mutter eingeführt und anschließend das Kind nach erfolgtem Kaiserschnitt mit diesem Tuch abgerieben. So sollen die Keime, die sich im Geburtskanal finden, das Kind impfen. Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt lediglich eine Studie mit sehr geringer Fallzahl, die zwar nachweisen konnte, dass sich nach dem „vaginal seeding“ die Keimflora des Kindes veränderte. Es fehlt jedoch der Beweis, dass dies die Rate an Allergien, Asthma oder Zuckererkrankungen senkt. Zudem wird von Wissenschaftlern momentan noch kritisch angemerkt, dass bei dem „vaginal seeding“ durchaus für das Kind ein unkalkulierbares Infektionsrisiko durch krankmachende Keime in Kauf genommen wird, ohne dass bislang ein Nachweis der Wirksamkeit gelungen ist.
Daher kann das „vaginal seeding“ bis zum Vorliegen weiterer Studien nicht generell empfohlen werden.

Quellen

Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. med. André Farrokh

Letzte Bearbeitung: 27.09.2018

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