Geschlechtskrankheiten & Erreger

Jede Geschlechtskrankheit wird durch bestimmte Erreger hervorgerufen. Davon gibt es eine ganze Reihe, wie Bakterien, Viren sowie auch kleine und größere Parasiten.

Nachfolgend finden Sie eine Übersicht mit Kurzinformationen zu übertragbaren Erregern bzw. Krankheiten, die hauptsächlich durch sexuelle Kontakte übertragen werden:

Chlamydien-Infektion

Die Infektion mit Chlamydien gehört zu den häufigsten sexuell übertragenen Bakterienerkrankungen. Die Hauptbetroffenen sind sexuell aktive Mädchen im Teenageralter und Frauen zwischen 20 und 24 Jahren. Eine besondere Gefährdung besteht bei häufig wechselnden Sexualpartnern und ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

Eine unbehandelte Chlamydieninfektion kann zu irreversiblen Verwachsungen der Eileiter und zur Unfruchtbarkeit führen. Erkrankt eine Frau in der Schwangerschaft, kann es zu vorzeitigem Blasensprung oder einer Frühgeburt kommen. Der Erreger kann während der Geburt auf das Kind übertragen werden. Mögliche Folgen sind eine Bindehaut- oder Lungenentzündung des Neugeborenen.

Weitere Informationen zu den Erregern, der Übertragung, dem Krankheitsbild, der Erkennung und der Therapie von Chlamydien-Infektionen finden Sie im Artikel Chlamydien-Infektion.

Gonorrhoe (Tripper)

Die Gonorrhoe, auch Tripper genannt, ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) verursacht wird. Beide Geschlechter sind in etwa gleicher Häufigkeit betroffen, die Erkrankung erfolgt häufig im jungen Erwachsenenalter. Häufig wechselnde Geschlechtspartner und ein ungeschützter Verkehr führen zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko. Bei Oral- oder Analverkehr kann sich der Erreger auch im Rachen oder Enddarm ausbreiten.
Bleibt eine Gonorrhoe unbehandelt, kann sie chronisch werden und zu Unfruchtbarkeit führen. Außerdem besteht die Gefahr, dass bei einer Geburt das Kind infiziert wird. Das Neugeborene erkrankt dann meist an einer eitrigen Bindehautentzündung.

Herpes genitalis

Herpes genitalis wird durch dieselben Viren hervorgerufen, die auch den bekannten Lippenherpes verursachen, allerdings handelt es sich bei den Erregern des genitalen Herpes um einen anderen Virustyp. Der Erreger des Lippenherpes wird als Herpes simplex Typ 1 bezeichnet, derjenige des genitalen Herpes als Herpes simplex Typ 2. Häufig verläuft die Erstinfektion unbemerkt und ohne Krankheitszeichen. Ist der Körper einmal vom Herpes-Virus befallen, kann er ein Leben lang erhalten bleiben und immer wieder zum Ausbruch der Krankheit führen. Ein typisches Anzeichen sind die charakteristischen Bläschen, die nach einer Krustenbildung eintrocknen.

AIDS / HIV

Die Aids-Erkrankung geht auf eine Infektion mit dem HI-Virus (human immunodeficiency virus) zurück, das über genitale, orale oder anale sexuelle Kontakte mit einer infizierten Person übertragen werden kann. Daneben sind auch Blut und Blutprodukte, benutzte Spritzen, sowie die Muttermilch mögliche Infektionsherde.

Den wichtigsten Schutz vor einer Erkrankung bietet das Kondom, wobei es in zwei von hundert Fällen zu einem Abrutschen oder Reißen des Kondoms kommen kann. Spermizide Gleitcremes können den Schutz verstärken. Gleitcremes auf Paraffinbasis sind jedoch nicht geeignet, weil sie Kondome porös machen. Es wird angenommen, dass das Vaginalkondom für Frauen einen dem konventionellen Kondom vergleichbaren Schutz bietet. Vaginalzäpfchen, Vaginalcremes und Diaphragmen sind dagegen als HIV-Prävention ungeeignet.

Prä-Expositions-Prophylaxe
Bei der PrEP (auch HIV-PrEP) nehmen HIV-negative Menschen entweder täglich oder vor und nach sexuellen Kontakten ein HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.

Syphilis (Lues, harter Schanker)

Die Syphilis wird durch den Erreger Treponema pallidum verursacht und kann unbehandelt Demenzen, Psychosen, einen Schlaganfall oder fortschreitende Lähmungen zur Folge haben. Der Erreger wird beim Geschlechtsverkehr, seltener über Blutkontakt oder bei der Schwangerschaft übertragen. Typischerweise verläuft die Krankheit in mehreren Stadien. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit beträgt 2 bis 4 Wochen.

Im Fall der Infektion des Fötus während der Schwangerschaft kann eine angeborene Syphilis entstehen, die durch Erblindung, Zahnmissbildungen, Taubheit und Knochenveränderungen charakterisiert ist. Abhängig vom Stadium der Syphilis, in dem sich die Mutter befindet, kann es auch zu einer Totgeburt kommen.

Weitere Informationen zu den Erregern, der Übertragung, dem Krankheitsbild, Folgeerkrankungen, der Erkennung und der Therapie der Syphilis finden Sie im Artikel Syphilis.

Hepatitis B

Eine Hepatitis ist eine Lebererkrankung, die von Viren, Bakterien oder anderen Krankheitserregern ausgelöst wird und zur Gelbsucht führt. Die Hepatitis B zählt zu den Geschlechtskrankheiten und wird durch ein Virus hervorgerufen. Die Übertragung kann neben dem Sexualverkehr aber auch über das Blut (mehrmals benutzte Ohrstecher, Spritzen oder Tätowierinstrumente), die Muttermilch oder den Speichel erfolgen.

HPV (Humanes Papillomvirus)

Eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren, von denen bisher mehr als 200 Virustypen bekannt sind, löst im Genitalbereich die Bildung so genannter Feigwarzen (Condylomata acuminata) aus. Sie zählen zu den am häufigsten durch Viren verursachten Geschlechtskrankheiten. In den meisten Fällen heilen diese von selbst wieder aus.

Bei einer Ansteckung mit krebsauslösenden HP-Virustypen, kann es zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und weiteren Karzinomen an Vulva, Vagina, Anus, im Oropharynx-Bereich, Penis und nach neueren Untersuchungen auch an der Haut kommen.

Papillomviren werden vorwiegend sexuell übertragen. Feuchtigkeit, Ekzeme oder Kratzwunden begünstigen die Ansteckung.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Artikel „Humanen Papillomviren“.

Dellwarzen (Molluscum contagiosum)

Dellwarzen werden durch das Molluscum contagiosum Virus ausgelöst, das zu den Pockenviren zählt. Sie bilden sich vor allem im Gesicht, an Hals und Achseln, Kniekehlen und Beinbeugen, sowie den Genitalien. Kinder sind häufiger betroffen als Erwachsene - vor allem bei einer Neurodermitis-Erkrankung - ebenso wie Patienten mit einer Immunschwäche. Dellwarzen können auch im Zusammenhang mit einer Gonorrhoe auftreten. Der Erreger wird durch engen Hautkontakt, häufig beim Sexualverkehr, übertragen.

Nach einer Infektion zeigen sich die Warzen nach zwei bis acht Wochen. Sie wachsen meist einzeln und erscheinen wie glatte, weiche Knötchen, die im Zentrum eingedellt sind. Vereinzelt können sie auch kugelförmig oder gestielt auftreten. Die Farbe variiert von weiß, über rötlich bis hin zu gelb. Die Warzen können bis zu zehn Millimeter groß werden. Auf Druck tritt eine graue, breiige Masse aus. Treten die Warzen in großer Anzahl auf, sprechen Mediziner von einem Eczema molluscatum.

Häufig bilden sich die Warzen nach einigen Monaten spontan zurück. Durch Kratzen können sie sich entzünden und größere Schwierigkeiten verursachen. Da Dellwarzen oft in Zusammenhang mit anderen Geschlechtskrankheiten oder einer HIV-Infektion vorkommen, empfiehlt sich eine genauere Untersuchung durch den Arzt.

Bilden sich die Warzen nicht zurück, werden sie mechanisch unter örtlicher Betäubung mittels Küretten, scharfen Löffeln, der Elektro- oder Lasertherapie entfernt. Daneben ist auch eine Behandlung mit Salicylsäurepflastern oder Thuja-Extrakt (naturheilkundlicher Ansatz) möglich.

Filzlausbefall (Phthirus pubis)

Die Filzlaus lebt vorwiegend im Schamhaar oder anderen behaarten Körperstellen und ernährt sich als Parasit von menschlichem Blut. Ihr Speichel verursacht einen Juckreiz und führt zur Rötung der betroffenen Hautstellen. Weibliche Läuse legen während ihrer dreiwöchigen Fortpflanzungszeit 20 bis 30 Eier (Nissen), die sie mit einer Klebsubstanz am Haarschaft befestigen. Nach sechs bis neun Tagen schlüpfen daraus kleine Läuse, die nach mehreren Häutungen ihre endgültige Größe erreicht haben und geschlechtsreif werden.

Filzläuse werden beim Sexualkontakt übertragen, manchmal auch über die Bettwäsche, Decken oder Matratzen. Eine Filzlaus kann ohne ihren Wirt nur 24 Stunden überleben. Die Symptome des Filzlausbefalls sind Kratzspuren im Schamhaarbereich, Nissen und so genannte "Rostflecken" in der Wäsche, die von den Exkrementen der Läuse oder kleinen Hautverletzungen stammen. Seltener treten bläuliche Hautverfärbungen durch Einblutungen und sekundäre Infektionen auf.

Betroffene können den Befall mit speziellen Shampoos wie Lindanemulsionen selbst behandeln. Essigwasser kann zur Vorbereitung der eigentlichen Behandlung eingesetzt werden. Da sich Lindan nicht für kleine Kinder, Schwangere und Patienten mit Hauterkrankungen eignet, werden alternativ auch Permethrin, Mesulfen, Goldgeist oder Malathion eingesetzt. Daneben sollte auch die verwendete Bettwäsche und Kleidung heiß gewaschen werden. Die Behandlung erfolgt über mehrere Tage und wird nach einer Woche wiederholt. Auch der Partner sollte darin mit einbezogen werden, um einen erneuten Befall auszuschließen.

Skabies (Krätze)

Die Krätze wird durch Milben (sarcoptes scabei hominis) verursacht, die in der obersten Hautschicht ihre Eier ablegen. Dies führt zu Entzündungen und starkem Juckreiz. Kratzen sich die Betroffenen stark, können durch die verletzte Haut Bakterien eindringen und eitrige Ausschläge (Pyodermien) verursachen. Als Reaktion des Immunsystems auf die Milbe bilden sich Hautekzeme oder Knötchen. Die Milben können beim Geschlechts­verkehr übertragen werden, seltener durch die gemeinsame Benutzung von Bettwäsche oder das Aufschütteln von Betten.

Vier bis sechs Wochen nach der Infektion treten juckende Knötchen und Krusten auf, die sich vor allem an den Zwischenfingerbeugen, den Beugeseiten der Handgelenke, den Ellbogen, Achselhöhlen, der Brust und dem Genitale ausbreiten. Abends im Bett ist der Juckreiz meist besonders quälend. Bei Kindern und Personen mit schwachem Immunsystem kann eine extreme Krustenbildung auftreten. Vollbäder können die Ausbreitung des Milbenbefalls begrenzen.

Der Arzt erkennt die geröteten Milbengänge in der Hornhaut mittels der Tintenmethode und kann häufig Milbenexkremente nachweisen. Wie bei Filzläusen wird auch die Krätze mit lokal verwendeten Medikamenten wie Lindan, Permethrin oder Goldgeistextrakt behandelt. Daneben ist die Mitbehandlung der Familienmitglieder und die Reinigung von Bett- und Leibwäsche erforderlich. Bei konsequent durchgeführter Therapie ist die Prognose sehr gut. Der Juckreiz kann auch bei erfolgreicher Therapie noch über Wochen vorhanden sein, weil das Immunsystem auf noch vorhandene Milben-Eiweiße reagiert.

Das Klinikum rechts der Isar (TUM) hat eine Videoanleitung zur Behandlung der Krätze (Skabies) veröffentlicht, das wahlweise in zwölf Sprachen abspielbar ist. Darin erfahren Betroffene Schritt für Schritt, wie die Behandlung abläuft und was sie dabei beachten müssen.

Trichomoniasis vaginalis (Trichomonaden-Kolpitis)

In Deutschland ist die Trichomoniasis selten geworden, weltweit zählt sie jedoch zu den häufigsten Vaginalinfektionen. Der Erreger Trichomonas vaginalis - ein Flagellat - führt zu entzündlichen Veränderungen der Scheide und verstärktem Ausfluss. Die Infektion kann auch die Harnröhre und Drüsen im Vulvabereich (Bartholinische Drüsen) betreffen. Bei einer guten Körperabwehr kann sie auch völlig symptomlos verlaufen. Der Erreger wird beim Geschlechtsverkehr übertragen, seltener durch gemeinsam benutzte Handtücher oder in der Sauna.

Wenn Beschwerden auftreten, stehen Juckreiz, Ausfluss sowie ein Brennen im Vordergrund. Das Hauptsymptom ist ein grünlicher, schaumiger Ausfluss von dünner oder manchmal klebriger Konsistenz. Oft beklagen Betroffene einen unangenehmen Geruch, der von einer gleichzeitigen Veränderung der Scheidenflora herrühren kann (Aminvaginose). Ein gestörtes Scheidenmilieu kann für das Auftreten von Symptomen der Trichomoniasis verantwortlich sein.

Die Therapie erfolgt durch die Gabe von Antibiotika (Metronidazol, Tinidazol). Eine hochdosierte Einmaltherapie ist erfolgreicher als eine niedrig dosierte Gabe über eine Woche. Der Partner sollte in jedem Fall mitbehandelt werden, vor allem da Trichomonaden bei Männern noch schlechter nachweisbar sind. Während der Therapie ist sexuelle Enthaltsamkeit notwendig. Bei Schwangeren sollte während der ersten drei Schwangerschaftsmonate nur eine Medikation durch Zäpfchen in der Vagina erfolgen.

Weicher Schanker (Ulcus molle)

Ulcus molle ist eine Geschlechtskrankheit, die vor allem in den Tropen vorkommt, in Mitteleuropa ist sie sehr selten. Der Erreger ist das Bakterium Haemophilus ducreyi, das über verletzte Haut oder die Schleimhäute in das Gewebe eindringt und bei der Infektion ein schmerzhaftes Geschwür an der Eintrittsstelle verursacht. Im Folgenden kommt es häufig zu einer Ausbreitung über die Lymphgefäße. Der Erreger wird in den meisten Fällen beim Geschlechtsverkehr übertragen, wobei Männer häufiger erkranken als Frauen.

Die Entzündung wird nach zwei bis zehn Tagen durch ein Knötchen sichtbar. Nach dem Aufbrechen dieser Papel entstehen daraus mehrere münzgroße, rot geränderte, schmerzhafte Geschwüre, die bluten und eitern können. Im Unterschied zur Syphilis treten die Symptome früher auf, der Wundgrund ist weicher und die Lymphknoten­schwellung schmerzhaft. Dennoch sollten Betroffene auf eine gleichzeitig vorliegende Syphilis untersucht werden.

Mit einer Antibiotikatherapie kann die Erkrankung erfolgreich behandelt werden. Dabei wird über eine Woche Erythromycin verabreicht. Eine Alternative ist die dreitägige Therapie mit Ceftriaxon. Da der Erreger bereits Resistenzen gegenüber Penicillin, Sulfonamiden und Tetrazyklinen entwickelt hat, können diese nicht zur Behandlung verwendet werden. Wenn der weiche Schanker unbehandelt bleibt, können Betroffene eitrige Entzündungen (Abszesse), Ausführungsgänge (Fisteln) und Harnröhrenverengungen (Strikturen) entwickeln.

Hefepilzinfektion des Genitale (Candidose/Soor)

Eine Übertragung von Hefepilzinfektionen über Sex ist eher die Ausnahme. Überwiegend erfolgt eine Infektion über Sporen aus dem Darm oder ist die Folge einer Immunschwäche.
Mehr Informationen hierzu finden Sie im Artikel „Scheidenpilz bzw. Vaginalmykose“

Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. Carmen Seifried

Letzte Bearbeitung: 12.07.2018

Herausgeber:

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In Zusammenarbeit mit:

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