Fruchtbare Tage selbst bestimmen: Methoden

Das Wissen um die fruchtbaren Tage im Zyklus und die Lebensdauer der Spermien im weiblichen Körper sind die Grundlagen für die natürliche Familienplanung (NFP).

Die Zykluslänge und der Zeitpunkt des Eisprungs (Ovulation) und damit des fruchtbaren Fensters schwanken stärker als gemeinhin angenommen. Es gibt keine“ Durchschnittsfrau“ mit einem 28 Tage Zyklus und einem Eisprung konkret am 14. Zyklustag. Studien haben gezeigt, dass in der überwiegenden Zahl der Zyklen eine hohe Prozentzahl an Zyklen zwischen 25 und 35 Tagen liegen und zu mehr als 80 % die Zyklen schwanken.

Schwankungen müssen durch eine NFP-Methode erfasst werden. Für eine sicher umzusetzende NFP ist zu fordern, dass eine individualisierte Form der Feststellung des fruchtbaren (fertilen) Fensters nötig ist und dass das Prinzip der doppelten Kontrolle (double check) verlässlicher ist als die Nutzung nur einer Kontrollmethode.

Übersicht: Welche Methoden zur natürlichen Familienplanung stehen zur Verfügung?

Methode Formen Sicherheit Akzeptanz Verfügbarkeit
Kalender

Alte Rhythmusmethode (z.B. Knaus Ogino),

unsicher relativ gut ++
SDM „standard daysmethod“ (Entwicklungsländer) in Entwicklungsländern, keine Erfahrung in Europa nicht bekannt +
Temperatur

Döring keine aktuellen Daten relativ gut ++
Coverline keine aktuellen Daten unbekannt ++
Zervixschleimmethoden Ovulationsmethode nach Billings OM, Sicherheit der Methode 3-6, im Gebrauch 16-28 in Entwicklungsländern gut ++
MMM "modified mucus methods" In Entwicklungsländern gut +++
NaProTechnology nicht bekannt hoher Lernaufwand +
TDM „two days method“ nur in Entwicklungsländern
getestet

nicht bekannt +
Symptothermale Methode (STM) Rötzer aktuell unbekannt relativ gut +
"Double check" gut
"Single check" mittel gut
Sensiplan (zu STM gehörende
Methode)
sehr sicher
Methodensicherheit 0,4
Gebrauchssicherheit 1,8
sehr gut bei
Sensiplan-Anwenderinnen

+
Hormontests / Hormoncomputer Anstieg des LH / Anstieg der Körpertemperatur aktuell unbekannt teuer +
Temperaturcomputer Vaginale Messung aktuell unbekannt Lernaufwand, teuer +
Orale Messung aktuell unbekannt Lernaufwand, teuer +

Übersicht: Welche Methoden zur natürlichen Familienplanung stehen zur Verfügung?

Kalendermethoden

Im europäischen Kulturkreis gehören heute Kalendermethoden und zahlreiche selbsterdachte Varianten nicht mehr zu den seriösen Verfahren. Sie beruhen auf Berechnungen und nicht auf dem aktuellen Zyklusmonitoring. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert die modernen Verfahren der NFP als Familienplanungsmethoden, basierend auf der „Beobachtung der natürlicherweise in Erscheinung tretenden Zeichen und Symptome der fruchtbaren und unfruchtbaren Phase des weiblichen Menstruationszyklus“. Sie schließt damit die Rechenmethoden als veraltet aus.

"Standard days method“ – eine vereinfachte Kalendermethode: Bei typischer Anwendung führte diese Methode in einer Sicherheitsstudie zu einer Schwangerschaftsrate von 11,9 %, was außerhalb von Entwicklungsländern ein Argument gegen eine Anwendung darstellt.

Temperaturmethoden

Das Prinzip basiert auf der Dokumentation eines Einzelsymptoms den Anstieg der Körpertemperatur nach dem Eisprung um etwa 0,2-0,4 °C. In ihrer strengen, klassischen Anwendung war die Temperaturmethode mit Enthaltsamkeit vor dem Anstieg der Basaltemperatur ein sicheres Verfahren der Familienplanung. Für die moderne NFP werden die Regeln der Methode als zu starr angesehen und in dieser Form nicht mehr empfohlen (Einzelsymptom). Unter diesem Aspekt ist auch die angloamerikanische Auswertungsregelung „Coverline“ zu sehen.

Morgendlicher Körpertemperaturanstieg beim Eisprung
Abbildung: Normaler Temperaturanstieg

Zur Messung ist ein Thermometer erforderlich, das mindestens zwei Nachkommastellen aufweist, da die Temperaturerhöhung sich lediglich im Bereich einiger Zehntel (0,3-0,5) Grad bewegt. Ob ein digitales Thermometer, ein Quecksilberthermometer oder ein Zykluscomputer verwendet wird, spielt dabei keine Rolle.  Die sicherste Methode ist die Messung der Aufwachttemperatur im Enddarm (Kerntemperatur). In einem Zykluskalender werden die täglich gemessenen Werte eingetragen und so der Temperaturverlauf kontrolliert.

Die Messung sollte zur selben Uhrzeit kurz nach dem Aufwachen vor dem Aufstehen erfolgen. Die Messung kann durch Medikamenteneinnahme oder Erkrankungen beeinflusst werden.

Temperaturcomputer

Recht neu im Handel ist ein vaginaler Kunststoffring mit einem High-Tech-Sensor, der die Körpertemperatur im 5-Minuten-Takt, 288 Mal pro Tag, aufzeichnet. Ziel ist eine sichere Messmethode mit vielen Einzeldaten Familienplanung oder Verhütung
Ähnliche Messsysteme bietet der weltweite Markt, mit denen die Frau jeden Morgen mit dem Temperaturfühler unter der Zunge die Körpertemperatur misst. Prinzip ist die Abgrenzung der fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen.

Wie verwende ich einen Temperaturcomputer?

Das Minigerät wird wie ein Tampon in die Scheide eingeführt. Am Ende eines Zyklus wird das USB-Stick-ähnliche Lesegerät mit dem PC verbunden. Die Temperaturdaten werden an eine webbasierte Auswertungssoftware übertragen. Nach drei Messzyklen analysiert das System die Temperaturmuster und errechnet eine Prognose für den folgenden Zyklus.
Für die zweite Methode wird der Messfühler unter die Zunge nahe dem Zungenbändchen gelegt.

Zervixschleim-Methode / Ovulationsmethode (OM)

Ovulationsmethode nach Billings:
In den 1970er- Jahren wurde diese Einzelsymptome-Methode vom Ärzteehepaar Billings entwickelt. Dabei werden die fruchtbaren Tage ausschließlich durch die Beobachtung des Zervixschleims, dessen Konsistenz sich mit dem Zyklus verändert, am Scheideneingang bestimmt. Jede Blutung wurde als theoretische Ovulationsblutung betrachtet und periodische Enthaltsamkeit und ein umfangreiches, kompliziertes Regelwerk aufgestellt, was die Methode für europäische Länder nicht empfehlenswert macht.

Eine modifizierte Form der OM ist das Creighton-Modell („NaProTechnology“ zur Standardisierung der Schleimbeobachtung). Die Zervixschleim-Eigenschaften wurden hierfür aufwendig kategorisiert, der Lernaufwand ist sehr hoch, Methoden- und Gebrauchssicherheit sind fraglich für eine moderne NFP.

„Modified mucus methods“ (MMM): Als vereinfachte Form der OM sollte MMM ihren Einsatz in Entwicklungsländern haben, die Akzeptanz ist dabei unterschiedlich. Die MMM wurde als unsichere NFP-Methode eingestuft ähnlich wie die „Two days method“ (TDM).

Symptothermale Methoden (STM)

Bei der STM werden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage 2 Körpermerkmale herangezogen: Basaltemperatur und Zervixschleimbeobachtung. Das führt zu einer höheren Sicherheit durch die Kombination der Methoden und gegenseitige Absicherung.

"Rötzer-Methode"
Diese Methode wurde 1965 vom Arzt J. Rötzer veröffentlicht. Sie enthält eine Menge von Ausnahmeregelungen, die in der Anwendung zu einer erhöhten Fehlerrate führten.

"Double-check-Methode"
Die Aussage zu Körpertemperatur und Zervixschleim werden dabei so gewertet, dass zu Beginn die Angabe zur Fruchtbarkeit steht und am Ende die Angabe, die zuletzt auf Unfruchtbarkeit hinweist. Diese Methode dient als Grundlage zur Entwicklung moderner NFP-Methoden.

„Sensiplan“
Diese Methode ist das Ergebnis verschiedener Forschungszentren mit dem Ziel eine sichere und einfach anzuwendende NFP-Methode zu entwickeln. Prinzip ist dabei eine "double-Check-Methode", bei der Zervixschleim beobachtet wird und die Körpertemperatur gemessen wird. Beide Parameter werden auf einem Zyklusblatt dokumentiert, eine Auswertung kann mit einfachen Regeln erfolgen.

Hormontests (LH-Test, Ovulations bzw. Eisprungtest)

LH-Test
Prinzip dieses Hormontests ist die Feststellung des Anstiegs des LH-Spiegels im Urin. Ein Anstieg des LH-Spiegels im Urin löst den Eisprung aus und signalisiert den Beginn der fruchtbaren Tage. Die Messungen müssen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt werden. LH-Tests als Streifentests werden in der Apotheke frei verkäuflich angeboten. Genaues Wissen um den eigenen Zyklus ist Voraussetzung für den Einsatz von LH-Tests. Der Beginn der Messung variiert nach Zykluslänge (zum Beispiel: Zykluslänge 28 Tage = Testbeginn 9. Zyklustag, Zyklus 35 Tage = Testbeginn 14. Zyklustag).
 
Eine Variante des LH-Streifentestes ist der digitale Ovulationstest mit der digitalen Anzeige des Ergebnisses.

Ovulationstest - Zum Nachweis des Östrogenanstiegs mit dem Eisprung im Urin
Es gibt von einem einfachen Testgerät mit Teststäbchen für den Urin bis zu Fertilitätsmonitoren mit Datenspeichern für die kombinierte Messung von Östrogen und LH samit Erinnerungsfunktion viele verschiedene Varianten in den Apotheken oder im Online-Markt.

Wie verwende ich einen Hormoncomputer?
Eine einheitliche, standardisierte Messmethode zur selben Uhrzeit sollte eingehalten werden. Dabei sollte kein Morgenurin verwendet werden. Wird auf dem Teststreifen ein Anstieg des LH angezeigt, ist der Eisprung in den nächsten 24-36 Stunden zu erwarten. Das Ergebnis wird als farbiger Streifen in einem Fenster auf dem Stick angezeigt oder bei der digitalen Messmethode in einem Anzeigefenster des Gerätes.

Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. Doris Scharrel

Letzte Bearbeitung: 09.07.2018

Herausgeber:

Logo: Berufsverband der Frauenärzte e.V.

In Zusammenarbeit mit:

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