Die Pille danach / Notfallverhütung

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Für den Fall, dass Verhütungsmethoden fehlgeschlagen haben (Pille vergessen, Kondom gerissen, ungeschützter Geschlechtsverkehr) gibt es die so genannte „Pille danach". Sie wird auch als Notfallverhütung bezeichnet und kann bei zeitnaher Einnahme eine Schwangerschaft zu einem hohen Prozentsatz verhindern. Es gibt verschiedene Arzneimittel mit jeweils einem unterschiedlichen Wirkstoff: entweder Levonorgestrel (Pidana®) oder Ulipristalacetat (Ellaone®).

Die „Pille danach“ ist in Apotheken rezeptfrei erhältlich. Da Deutschland über zehntausend niedergelassene Frauenärzte verfügt und einen ärztlichen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr sicherstellt, können sich Frauen im Fall einer Verhütungspanne auch direkt an einen Gynäkologen wenden. Mädchen und Frauen können das Gespräch mit einem Frauenarzt dann auch dazu nutzen, um sich über Verhütung, Sexualität und sexuell übertragbare Erkrankungen zu informieren.

Unter bestimmten Voraussetzungen werden die Kosten der „Pille danach“ bei Mädchen und Frauen von der Krankenkasse übernommen. Voraussetzung hierfür ist, dass sie sich die „Pille danach“ ärztlich verschreiben lassen.
Die Regelungen zur Erstattungsfähigkeit der Pille danach:

  • für gesetzlich Krankenversicherte unter 18 Jahren: kostenfrei
  • für gesetzlich Krankenversicherte zwischen 18 und 21 Jahren: Kosten der Rezeptgebühr über fünf Euro
  • für gesetzlich Krankenversicherte ab 22 Jahren: Kosten über den regulären Preis
  • für privat Krankenversicherte ist das Rezept je nach Krankenkasse im Nachgang erstattungsfähig: Kosten über den regulären Preis

Wirkung der „Pille danach“

Die Wirkung der beiden hormonellen Methoden der „Pille danach" besteht in einer Verzögerung des Eisprungs bzw. Verzögerung des LH-Peaks. Mit dem „LH-Peak“ wird der höchste Anstieg der LH-Konzentration (LH=luteinisierendes Hormon) bezeichnet, der etwa 24 Stunden später zum Eisprung führt. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Wirkstoffen liegt im Wirkfenster:

  • Ulipristalacetat wirkt noch bis kurz vor dem Eisprung also auch an den fruchtbarsten Tagen der Frau, wenn das Schwangerschaftsrisiko am höchsten ist.
  • „Pillen Danach“ mit Levonorgestrel wirken kurz vor dem Eisprung nicht mehr.

Ulipristalacetat kann bis zu 5 Tage nach der Verhütungspanne eingenommen werden, Levonorgestrel bis zu drei Tage danach (Fachinformationen beachten).

Der verzögerte Eisprung erfolgt dann etwa fünf Tage später. Diese Verzögerung ist ausreichend, um das fruchtbare (fertile) Zeitfenster zu schließen, denn Spermien haben durchschnittlich eine Überlebensdauer von 3-5 Tagen. Beide hormonellen Methoden haben keinen Einfluss auf die Einnistung (Implantation) einer befruchteten Eizelle. Die „Pille danach“ führt daher zu keinem Schwangerschaftsabbruch. Sie kann nicht wirken, wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat (1, 2).

Werden Levonorgestrel oder Ulipristalacetat nach dem LH-Peak verabreicht, können beide Wirkstoffe den Eisprung nicht mehr verschieben. Aus diesem Grunde sollten hormonelle Notfallkontrazeptiva immer so schnell wie möglich verabreicht werden, um dem Eisprung zuvorzukommen. Es gilt: Je früher die "Pille danach" eingenommen wird, desto sicherer kann eine Schwangerschaft verhindert werden! Betroffene Mädchen und Frauen sollten sich daher nicht scheuen, bei einer Verhütungspanne zeitnah am nächsten Morgen ihren Frauenarzt bzw. am Wochenende den ärztlichen Bereitschaftsdienst aufzusuchen.

Nach der Pilleneinnahme kann es zum erwarteten Zeitpunkt zur Periode kommen, oder bereits drei Tage früher oder später. Eventuell ist diese Menstruationsblutung etwas stärker als sonst. Da der Eisprung durch die Einnahme der "Pille danach" zeitlich nach hinten verschoben wird, kann die nächste Menstruationsblutung also durchaus später einsetzen als gewohnt. Sollte die Periode länger als sieben Tage überfällig sein, ist zur Sicherheit ein Schwangerschaftstest (bei einem Frauenarzt) angeraten.

Nach der Einnahme der "Pille danach" besteht für den Rest des Zyklus kein Verhütungsschutz, weshalb mit einer Barrieremethode, z.B. Kondom, weiter verhütet, werden sollte.

Mögliche Nebenwirkungen der "Pille danach"

Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen sind selten. Nach Erbrechen sollte innerhalb von 3 Stunden erneut eine Tablette eingenommen werden. Am besten bespricht man sich in diesem Fall mit einem Frauenarzt. Levonorgestrel und Ulipristalacetat dürfen nicht zusammen eingenommen werden.

Außerdem kann die kurzfristige Hormoneinnahme zu Zyklusstörungen und Menstruationsstörungen sowie einer Verschiebung der Follikelreifung im folgenden Zyklus führen.

Informationen zur "Pille danach" für übergewichtige Patientinnen

Übergewichtige Patientinnen sollten wissen, dass mit zunehmendem Körpergewicht (BMI) die kontrazeptive Sicherheit der „Pille danach“ sowohl von Levonorgestrel als auch von Ulipristalacetat abnimmt. Dieser Effekt ist unter Levonorgestrel stärker. Ab einem Körpergewicht von 70 kg sinkt die Effektivität für Levonorgestrel deutlich, bei Ulipristalacetat tritt eine Wirkreduktion erst ab 95 kg auf.
Bei stark übergewichtigen Frauen (BMI > 35 kg/m²) wird der Frauenarzt möglicherweise ein Intrauterinpessar ("Spirale danach") empfehlen.

Die „Pille danach" ist keine Methode zur regelmäßigen Empfängnisverhütung!

Die "Pille danach" kann die anderen Verhütungsmethoden (Pille, Kondom) nicht ersetzen, weil sie zum einen nicht so sicher ist, und zum anderen stärkere Nebenwirkungen hat. Außerdem nimmt die Wirkung bei häufiger Einnahme innerhalb eines kurzen Zeitraumes ab. Nach Anwendung der „Pille danach" sollte kein weiterer ungeschützter Geschlechtsverkehr erfolgen. Frauen, welche die „Pille danach" wegen eines Einnahmefehlers ihrer Mikropille verordnet bekommen, können die Pillen-Einnahme fortsetzen, sollten aber darüber hinaus zusätzlich, z. B. mit einem Kondom, verhüten.

Wiederholte Notfallverhütung
In Einzelsituationen kann eine wiederholte Abgabe (auch im gleichen Zyklus) erforderlich sein. Zum einen, wenn innerhalb von 3 Stunden nach Einnahme der „Pille danach“ Erbrechen auftritt, und zum anderen, wenn eine erneute Verhütungspanne (im gleichen Zyklus) passiert. Im letzteren Fall besteht ein 4-fach erhöhtes Schwangerschaftsrisiko. Um dieses Risiko zu senken, sollte die "Pille danach" empfohlen werden. Bei der erneuten Abgabe ist darauf zu achten, dass die gleiche Pille Danach wie beim ersten Mal verwendet wird, um mögliche Wechselwirkungen auszuschließen (2, 3).

Bei einer erneuten Verhütungspanne innerhalb von 24 Stunden ist keine erneute Einnahme der „Pille danach“ notwendig (4).

Quellen:

(1). Li , H. W. R. et al. Efficacy of ulipristal acetate for emergency contraception and its effect on the subsequent bleeding pattern when administere dbefore or after ovulation. Hum. Reprod . Advance Access published April 6, 2016. doi: humrep /dew055

(2) WHO-Key facts: Emergency contraception (9 November 2021); Zugriff 02.01.2023 auf https://www.ec-ec.org/resources/publications/

(3) European Consortium for Emergency Contraception: Emergency contraception - A guideline for service provision in Europe (May 2016), SECOND EDITION; Zugriff 02.01.2023 auf https://www.ec-ec.org/resources/publications/

(4) Glasier et al. Can we identify women at risk of pregnancy despite using emergency contraception ? Data from randomized trials of ulipristal acetate and levonorgestrel . Contraception 2011;84:363 367

Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. Reiner Storz

Letzte Bearbeitung: 04.01.2023

Herausgeber:

Logo: Berufsverband der Frauenärzte e.V.

In Zusammenarbeit mit:

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