Zytomegalie in der Schwangerschaft: Krankheitsbild
CMV-Infektion bei der Schwangeren
Eine Zytomegalievirus-Infektion verläuft bei Menschen mit stabilem Abwehrsystem nur mit geringen Beschwerden oder bleibt meist sogar gänzlich unbemerkt. Dies gilt auch für Schwangere.
Nur bei etwa einem Fünftel der Frauen zeigen sich unspezifische oder grippeähnliche Erkrankungszeichen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Schwellung der Lymphknoten, Fieber und Abgeschlagenheit. Reaktivierungen und Reinfektionen verlaufen in der Regel ohne Symptome.
Kongenitale CMV-Infektion
10 von 100 Kindern, die im Mutterleib mit CMV infiziert wurden (kongenitale CMV-Infektion), haben bei Geburt Symptome:
- Geringes Geburtsgewicht und/oder Frühgeburt
- Ikterus (Gelbsucht)
- Einblutungen in die Haut (Petechien)
- Vergrößerungen von Leber und Milz
- Mikrozephalie (zu kleiner Kopf)
- Verkalkungen im Gehirn
- Hördefekte
- Schädigung der Augen
Einige dieser Schädigungen bleiben dauerhaft bestehen. Eine schwere körperliche und geistige Behinderung des Kindes ist möglich.
Die überwiegende Mehrheit der im Mutterleib infizierten Kinder ist bei Geburt gesund. Dennoch treten bei jedem zehnten dieser Kinder später CMV-bedingte Schäden auf: hauptsächlich Hörschädigungen, gelegentlich auch Entwicklungsverzögerungen (meist milde). Bei kongenital infizierten Kindern sollte das Gehör regelmäßig kontrolliert werden. Dadurch kann eine eventuell verzögert (bis zum Schulalter) auftretende Hörstörung frühzeitig erkannt und das Kind gezielt gefördert werden.
CMV-Infektion über das Stillen
Sehr Frühgeborene (vor der 33. Schwangerschaftswoche, <1500g Körpergewicht) können - im Gegensatz zu Reifgeborenen - nach Aufnahme virushaltiger Muttermilch schwer erkranken. Als Symptome können unter anderem eine Erkrankung der Leber (Hepatopathie), Einblutungen in die Haut (Petechien) oder Lungenentzündung (Pneumonie) auftreten.
Quellen
- AWMF-Leitlinie. Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. AWMF-Registriernummer 093/001. Verfügbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/093-001.html, abgerufen am 05.07.2018
- Buxmann H, Enders M, Gembruch U, Goelz R, Hamprecht K, Huzly D, Kummer P, Kagan K-O, Knuf M, Mertens T, Nennstiel-Ratzel U, Roll C, Wojcinski M, Modrow S. Management der kongenitalen Zytomegaliefirus-Infektion bei Neugeborenen. Frauenarzt 2018; 59: 394-402.
- Buxmann H, Hamprecht K, Meyer-Wittkopf M, Friese K. Zytomegalievirus-Primärinfektion in der Schwangerschaft. Dtsch Arztebl Int. 2017 Jan 27;114(4):45-52
- Enders G, Enders M, Steller J. Infektionen in der Schwangerschaft. In: Klinikleitfaden Gynäkologie Geburtshilfe 9. Auflage. Herausgeber Goerke K, Steller J, Valet A. Elsevier Urban Fischer, München 2016; S201-S243.
- Kagan KO, Goelz R, Hamprecht K. Cytomegalovirusinfektion in der Schwangerschaft. Der Gynäkologe 2016; 49:582-591.
- Modrow,S.; Buxmann H; Enders,M.; Gembruch U; Goelz,R.; Hamprecht K; Huzly,D.; Kummer,P.; Kagan KO; Knuf,M.; Mertens,T.; Nennstiel-Ratzel,U.; Roll,C.; Wojcinski,M. Management der kongenitalen Zytomegalievirus-Infektion bei Neugeborenen. Kinder- und Jugendarzt 2018; 49: 107-117.
- Robert Koch-Institut. Zytomegalievirus-Infektion. RKI-Ratgeber. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Zytomegalievirus.html, abgerufen am 05.07.2018