Zytomegalie in der Schwangerschaft: Diagnostisches Vorgehen
Labordiagnostik in der Schwangerschaft
Möchte eine Schwangere wissen, ob sie bereits früher eine CMV-Infektion durchgemacht hat und somit vor einer Erstinfektion geschützt ist, werden Antikörper gegen CMV im Blut bestimmt. Diese Untersuchung ist nicht in der routinemäßigen Mutterschaftsvorsorge enthalten und somit keine Kassenleistung. Sie muss von der Schwangeren selbst bezahlt werden (sogenannte IGeL). Ein geeigneter Zeitpunkt, den CMV-Antikörperstatus untersuchen zu lassen, ist kurz vor einer geplanten Schwangerschaft oder möglichst frühzeitig in der Schwangerschaft (z. B. im Rahmen der ersten Schwangerschaftsvorsorge bei der Frauenärztin/dem Frauenarzt).
- Zeigt der Test, dass die Schwangere vor einer Erstinfektion geschützt ist, sind keine weiteren Kontrollen notwendig. Eine Beachtung der Hygienemaßnahmen (à siehe Abschnitt Vorsorge) ist dennoch generell empfehlenswert.
- Sind keine CMV-Antikörper nachweisbar, ist die Beachtung der empfohlenen Hygieneregeln besonders wichtig. Studien zeigen, dass die Schwangere so das Risiko einer Erstinfektion senken kann. Zudem können Kontrolluntersuchungen der CMV-Antikörper im Verlauf der Schwangerschaft sinnvoll sein, um eine mögliche Erstinfektion frühzeitig zu erkennen.
Treten im Verlauf der Schwangerschaft bei Mutter oder ungeborenem Kind Symptome auf, die auf eine mögliche CMV-Erstinfektion hinweisen, erfolgt ebenfalls die Bestimmung der CMV-Antikörper. Auffällige Antikörperbefunde werden dann mit Zusatztesten weiter abgeklärt, um eine Erstinfektion möglichst sicher auszuschließen bzw. nachzuweisen.
Bei Nachweis einer CMV-Erstinfektion in der Schwangerschaft wird die Entwicklung des Kindes durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen überwacht. Es gibt leider keine etablierte Therapie, aber man kann versuchen, durch bestimmte Medikamente das Risiko einer Übertragung von CMV auf das ungeborene Kind zu senken (à siehe Abschnitt: Therapie & Prävention). Durch Untersuchung des Fruchtwassers kann festgestellt werden, ob sich das ungeborene Kind infiziert hat.
Labordiagnostik beim Neugeborenen
Alle Neugeborenen von Frauen mit vermuteter oder nachgewiesener CMV-Infektion in der Schwangerschaft und alle Neugeborenen mit Erkrankungszeichen (z. B. auffälliges Hörscreening, zu kleiner Kopf, zu geringes Geburtsgewicht, Vergrößerung von Milz oder Leber) sollen auf CMV im Urin und Speichel untersucht werden. Diese Diagnostik sollte möglichst gleich nach der Geburt, spätestens jedoch bis zur 3. Lebenswoche, durchgeführt werden. Erfolgt die Untersuchung später, kann nicht mehr sicher zwischen einer kongenitalen Infektion (mit möglichen Spätfolgen) und einer (meist harmlosen) frühpostnatalen CMV-Infektion unterschieden werden.
Quellen
- AWMF-Leitlinie. Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. AWMF-Registriernummer 093/001. Stand 21.10.2021, gültig bis 20.10.2026. Verfügbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/093-001.html, abgerufen am 11.11.2024
- Buxmann H, Hamprecht K, Meyer-Wittkopf M, Friese K. Zytomegalievirus-Primärinfektion in der Schwangerschaft. Dtsch Ärztebl 2017 Jan 27; 114(4):45-52
- Enders M, Kagan KO. Infektionen in der Schwangerschaft und bei Geburt. In: Kaisenberg Cv, Klaritsch P, Hösli-Krais I, Hrsg. Die Geburtshilfe. 6.Auflage, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, 2024; 399–446
- Hamprecht K, Goelz R. Vertikale CMV-Transmission. Kinder- und Jugendmedizin 2022; 22(04):231–44
- Kagan KO, Goelz R, Hamprecht K. Cytomegalovirusinfektion in der Schwangerschaft. Der Gynäkologe 2016; 49:582-591
- Modrow S, Buxmann H, Enders M, Gembruch U, Goelz R, Hamprecht K, Huzly D, Kummer P, Kagan K-O, Knuf M, Mertens T, Nennstiel-Ratzel U, Roll C, Wojcinski M, Modrow S. Management der kongenitalen Zytomegalievirus-Infektion bei Neugeborenen. Frauenarzt 2018; 59(5): 394-402
- Robert Koch-Institut. Zytomegalievirus-Infektion. RKI-Ratgeber. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Zytomegalievirus.html, abgerufen am 11.11.2024