Vulvakrebs: Risikofaktoren
Für die Bildung eines Vulvakarzinoms sind folgende Risikofaktoren bekannt:
- Zunehmendes Lebensalter: Die meisten Frauen erkranken ab dem 60. bis 65. Lebensjahr, viele sogar erst im 8. Lebensjahrzehnt.
- Eine Reihe von weiteren bösartigen Zellveränderungen an den äußeren Genitalien können sich zu einem Karzinom entwickeln: die vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN3), aber auch der Morbus Paget oder das Melanoma in situ gelten als Sonderformen eines Carcinoma in situ, also einer Krebsvorstufe.
- Infektionen mit dem humanen Papillomvirus (HPV): Einige Erreger des HPV (v.a. HPV 16, 31 und 33) können bei Frauen die Krebsvorstufen, die so genannten hochgradigen vulvären intraepithelialen Neoplasien (VIN 3) auslösen, die wiederum in einen bösartigen Tumor übergehen können. Diese Pathogenese betrifft v.a. junge Frauen, immunsupprimierte Patientinnen und Raucherinnen.
- Infektionen im Genitalbereich mit anderen sexuell übertragbaren Erregern: Herpes Viren (Simplex-Typ 2), Chlamydien oder Syphilis scheinen die Bildung von Krebsvorstufen bzw. einem Vulvakarzinom ebenfalls zu fördern.
- Immunschwäche - hervorgerufen beispielsweise durch eine HIV-Infektion, Autoimmunerkrankungen oder nach Organtransplantationen. Dann sind es meist HPV-induzierte Tumore.
- Tabakkonsum: Rauchen gilt wie bei vielen Krebserkrankungen als auslösender Faktor.
- Genitalhygiene: Häufige Verwendung von Vaginallotionen und Intimsprays können ebenso schädlich sein wie mangelndes Hygieneverhalten.
- Allgemeine Faktoren: Radioaktive Strahlung, Zustand nach Behandlung einer anderen Krebserkrankung (v.a. Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs), bestimmte Chemikalien sowie einige Medikamente gelten allgemein als krebsfördernd.
Bei jungen Frauen, welche die Diagnose Vulvakarzinom erhalten, sind tendenziell häufiger humane Papillomviren nachweisbar und es können zusätzlich HPV-bedingte Karzinome an Gebärmutterhals oder After auftreten. Bei älteren Patientinnen ist der Vulvakrebs dagegen eher nicht durch HPV bedingt.
Chronisch entzündliche Hauterkrankungen wie die Weißschwielen-(Leukoplakien) oder Weißfleckenkrankheit (Lichen sclerosus et atrophicus), die mit einer Verhornung und Austrocknung der Vulvahaut einhergehen und starken Juckreiz verursachen, sind bei einem Teil der Frauen mit Karzinome anzutreffen. Sie gelten per se nicht als Krebsvorstufe, fördern aber die Entstehung von Krebsvorstufen. Das Risiko an einem Vulvakrebs zu erkranken, wenn eine lichenbefallene, unbehandelte Haut über längere Zeit schon besteht, liegt bei ca. 5%.
Quellen
- Deutsche Krebsgesellschaft (2016). Gynäkologische Tumore, 1. Auflage. Elsevier, Urban und Fischer Verlag
- S2k Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Vulvakarzinoms und seiner Vorstufen, AWMF online (Stand: 01.10.2018, gültig bis 30.09.2023)
- Wallwiener, Grischke, Brucker, Taran, Bastert (2017). Gynäkologische Onkologie, 8. Auflage. Schattauer Verlag
- Kaufmann, Costa, Scharl (2013). Die Gynäkologie, 3. Auflage. Springer Verlag
- Janni, de Gregorio, Schwentner, Kürzl (2016). Erkrankungen der Vulva, 1. Auflage. de Gruyter Verlag