Vulvakrebs: Diagnostik
Gynäkologische Untersuchung
Zunächst wird der Frauenarzt eine eingehende gynäkologische Untersuchung durchführen. Dazu betrachtet er die Vulva (Inspektion). Er achtet insbesondere auf die Färbung der Haut, Veränderungen wie Flecken, sichtbare Knoten oder Geschwüre, Verdickungen, Risse, Krusten oder Schuppen. Zur Hilfe nimmt er dabei ein Kolposkop, eine 10- bis 20-fach vergrößernde Lupe. Um Vorstufen von Neubildungen des Gewebes, sogenannte Präneoplasien, besser zu erkennen, wird örtlich stark verdünnte Essigsäurelösung mit einem Wattebausch aufgetragen. Eine Weißverfärbung des Gewebes kann Hinweis auf eine Veränderung sein. Die Region zwischen Kitzler und Harnröhre sollte explizit untersucht werden, weil insbesondere die kleinen, frühen Tumore versteckt in dieser Region liegen und somit leicht übersehen werden können.
Bei der Tastuntersuchung (Palpation) der Vulva achtet der Arzt auf möglicherweise vorhandene Knoten oder Verdickungen. Besonderes Augenmerk richtet er außerdem auf die Lymphknoten der Leistengegend, die ebenfalls befallen sein können. Dann sind sie eventuell vergrößert tastbar und/oder schmerzhaft.
Biopsie
Bei einer Biopsie wird eine Gewebeprobe aus dem verdächtigen Bereich entnommen und unter dem Mikroskop vom Pathologen untersucht, um atypische Zellveränderungen zu erkennen. Zunächst wird das betroffene Gebiet örtlich betäubt. Der Arzt gewinnt dann mit Hilfe eines speziellen Instrumentes, z. B. einer Stanze, eine Gewebeprobe und verschließt die Haut mit einer Naht.
Durch die Inspektion, die Tastuntersuchung und die Biopsie kann der Arzt feststellen, ob ein Vulvakarzinom vorliegt, wo es genau sitzt und wie groß es ist.
Weitere Untersuchungen
Durch weitere Methoden wird untersucht, ob auch andere Organe außer der Vulva betroffen sind.
Bei der rektalen Palpation, der Abtastung des letzten Abschnitts des Dickdarms durch den After, sucht der Arzt nach knotigen Veränderungen im Beckenbereich. Gibt es Anzeichen für eine Beteiligung des Darms, wird der Arzt eine Rektoskopie durchführen. Mit Hilfe eines Rektoskops, einem starren, röhrenförmigen Endoskop, wird der letzte Abschnitt des Dickdarms betrachtet. Falls erforderlich können dabei auch Gewebeproben entnommen werden.
Bei der Urethrozystoskopie werden Harnröhre und Blase mit einem Spiegelinstrument untersucht. Hierbei handelt es sich um ein speziell für die Untersuchung der Blase und der Harnröhre geeignetes Endoskop.
Besteht die Gefahr bzw. der Verdacht auf einen Befall der Lymphknoten, kann in der Leiste zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Zur weiteren Abklärung kann eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden. Mit Hilfe dieser Verfahren lassen sich besonders gut Weichteile des Körpers darstellen wie die Lymphknoten oder die inneren Organe. Diese Untersuchungen sind nur bei fortgeschrittenen Tumoren oder klinisch befallenen Lymphknoten indiziert.
Quellen
- Deutsche Krebsgesellschaft (2016). Gynäkologische Tumore, 1. Auflage. Elsevier, Urban und Fischer Verlag
- S2k Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Vulvakarzinoms und seiner Vorstufen, AWMF online (Stand: 01.10.2018, gültig bis 30.09.2023)
- Wallwiener, Grischke, Brucker, Taran, Bastert (2017). Gynäkologische Onkologie, 8. Auflage. Schattauer Verlag
- Kaufmann, Costa, Scharl (2013). Die Gynäkologie, 3. Auflage. Springer Verlag
- Janni, de Gregorio, Schwentner, Kürzl (2016). Erkrankungen der Vulva, 1. Auflage. de Gruyter Verlag