Kreuzschmerzen in der Schwangerschaft

Gerade Frauen sind durch den besonderen anatomischen Bau ihres Körpers für Rückenschmerzen prädestiniert. Die Voraussetzung für die Fähigkeit, ein Kind auf normalem Wege zu gebären ist im Vergleich zum Körper eines Mannes eine viel längere Lendenregion, ein längerer Bauchraum und ein größerer Beckenwinkel. Das bedeutet neben den hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft eine zusätzliche Belastung für die Lendenwirbelsäule. Die hormonellen Veränderungen führen zu einer Auflockerung der Iliosakral- und Schambeinfuge sowie der Bandscheiben. Durch die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft verändert sich die Statik der Wirbelsäule, der Bauch der Schwangeren zieht das Gewicht nach vorne, das Becken kippt nach vorne und ein Hohlkreuz entsteht. Um Überlastungsreaktionen und Schmerzen zu verhindern, sollten Schwangere Übungen zur Stabilisierung des Rückens in den Alltag einzubauen. Regelmäßiges Krafttraining kann dabei Muskelmasse aufbauen, der geringe Anteil an Muskelmasse bei Frauen führt häufig zu Rückenbeschwerden.
Ist der Rücken verspannt, hilft eine Lockerungsübung, um die Wirbelsäulenbeweglichkeit zu verbessern. Für die Übung sollte die Schwangere in den Vierfüßlerstand gehen und den Blick nach unten richten. Dann sollte sie versuchen, den Rücken so rund wie möglich zu machen, ehe sie wieder in die Ausgangsposition zurückkehrt. Der Kopf sollte dabei locker hängen bleiben. Die Übung zehn Mal wiederholt werden.
Im späteren Verlauf der Schwangerschaft können zusätzlich Rückenschmerzen bei Gebärmutterkontraktionen, einem Stau der ableitenden Harnwege, dem Druck des kindlichen Köpfchen auf sensible Nerven des kleinen Beckens oder durch Auflockerung der bindegewebigen Fugen des Beckenrings durch die Schwangerschaftshormone auftreten.
Quellen
- Patienteninformation: Chronische Kreuzschmerzen – Aktiv gegen dauerhafte Kreuzschmerzen. Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), im Auftrag von: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Bundesärztekammer (BÄK), April 2018
- KLINISCHE LEITLINIE - Nichtspezifischer Kreuzschmerz
Jean-François Chenot, Bernhard Greitemann, Bernd Kladny, Frank Petzke, Michael Pfingsten, Susanne Gabriele Schorr, für die Leitliniengruppe NVL Nicht-spezifischer Kreuzschmerz*. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 114, Heft 51–52, 25. Dezember 2017