19.10.2021

Wie lange warten bis zur nächsten Schwangerschaft?

Erkenntnisse aus 5,5 Millionen Geburten zeigen: Über zwei Jahre Wartezeit bis zur nächsten Schwangerschaft ist unnötig lang.

Klapperstorch im Flug

Seit 2005 empfiehlt die WHO Frauen weltweit, nach einer Entbindung 24 Monate bis zur nächsten Schwangerschaft zu warten. Hintergrund für die Empfehlung waren vorwiegend Studien aus Schwellenländern, die bei Wartezeiten unter 18 Monaten erhöhte Risiken für das Ungeborene feststellten. Um etwaige Restrisiken auszuräumen, einigten sich die WHO-Experten auf mindestens 24 Monate.

Wartezeit zwischen Schwangerschaften in Ländern mit hohem Gesundheitsstandard

Ein Team von Forschenden aus Australien, Finnland, Norwegen und den USA untersuchte, ob die zweijährige Wartezeit zwischen zwei Schwangerschaften in Ländern mit hohem Einkommen und guter Gesundheitsversorgung zweckmäßig ist. Hierbei konzentrierte sich das Team auf drei Komplikationen: Frühgeburt, spontane Frühgeburt und Mangelgeburt (SGA). Letztere bezeichnet Neugeborene, die für die Schwangerschaftsdauer (Gestationsalter) nach medizinischem Maßstab zu klein und/oder untergewichtig sind.

Über 5,5 Millionen Entbindungen von 3,8 Millionen Mütter aus drei Jahrzehnten

Als Quelle dienten Daten der Gesundheitsregister aus Australien (1980–2016), Finnland (1987–2017), Norwegen (1980–2016) and den USA (Kalifornien 1991–2012). Daraus zogen die Forschenden Daten zu 5.521.211 Entbindungen von 3.849.193 Frauen. Im Gegensatz zu Vorgängerstudien berücksichtige das Team auch Totgeburten ab der 22. Schwangerschaftswoche.

Ausgeschlossen wurden Mütter, die jünger als 14 oder unbekannten Alters waren. Für die Analysen wurden die Frauen nach ihrem Alter in 5-Jahres-Schritten gruppiert. Um möglichst genaue Ergebnisse zu erhalten, verglich das Team nicht nur Mütter miteinander, sondern auch die Schwangerschaften mehrfacher Mütter.

Ergebnisse sprechen für ein- bis zweijährige Wartezeit zwischen zwei Schwangerschaften

Die Analysen ergaben ein deutlich erhöhtes Risiko für spontane Frühgeburten bei Schwangerschaftsintervallen kleiner 6 Monate. Für Wartezeiten unter 12 und über 24 Monate war das Risiko erhöht, dass eine der Komplikationen (Frühgeburt, spontane Frühgeburt, Mangelgeburt) auftritt. Warteten die Mütter über 5 Jahre bis zur nächsten Schwangerschaft, so häuften sich alle drei Komplikationen.

Die Autorinnen und Autoren der Studie sehen aufgrund der Ergebnisse Wartezeiten von 24 Monaten und mehr als unnötig lang an.

Erhöhte Risiken bei kurzer Wartezeit – insbesondere für Schwangere über 35

Eine Harvard-Studie mit 148.544 Schwangerschaften aus dem Jahre 2018 untersuchte auch die Risiken für die werdende Mutter. Das Forscherteam fand bei Wartezeiten unter 12 Monaten für Frauen in allen Lebensaltern ebenfalls erhöhte Risiken für das Ungeborene. Ab einem Alter von 35 Jahren trugen die Schwangeren bei kurzer Wartezeit zudem ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Komplikationen von Intensivbehandlung bis hin zum Tod. [2]

Grundsätzlich hängen die Risiken für Schwangerschaftskomplikationen neben dem Alter der Frau auch von Vorerkrankungen ab. Bei mehrfachem Kinderwunsch empfiehlt es sich daher immer, eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt zu konsultieren, um die optimale Wartezeit zu ermitteln.

Quelle: Gizachew A. Tessema, et al. Interpregnancy intervals and adverse birth outcomes in high-income countries: An international cohort study. PLOS ONE, 2021; 16 (7): e0255000 DOI: 10.1371/journal.pone.0255000

Weiterführende Informationen:

[1] Report of a WHO Technical Consultion on Birth Spacing

[2] Laura Schummers, et al. Association of Short Interpregnancy Interval With Pregnancy Outcomes According to Maternal Age. JAMA Intern Med. 2018;178(12):1661-1670. doi:10.1001/jamainternmed.2018.4696

Autor/Autoren: äin-red

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