03.08.2016
Warum Zwillingsgeburten in manchen Familien gehäuft auftreten
Bei Frauen, die bereits zweieiige Zwillinge in der Familie haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst einmal Zwillinge zur Welt bringen.
Bei Frauen, die bereits zweieiige Zwillinge in der Familie haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst einmal Zwillinge zur Welt bringen. Wissenschaftler sind dem zugrundeliegenden genetischen Mechanismus nähergekommen.
Eine familiäre Häufung von zweieiigen Zwillingsgeburten ist ein seit Langem beobachtetes Phänomen und deutet zugleich auf einen genetischen Hintergrund hin. Forscher der Freien Universität Amsterdam konnten nun zwei Gene identifizieren, die bei Frauen die Chance erhöhen, zweieiige Zwillinge zu gebären. Zweieiige Zwillinge sind - anders als eineiige Zwillinge - nicht näher miteinander verwandt als andere Geschwister auch. Bei zweieiigen Zwillingen werden innerhalb eines Zyklus zwei gereifte Eizellen von je einem Spermium befruchtet – sie können daher auch von unterschiedlichem Geschlecht sein.
Wissenschaftler um Hamdi Mbarek betrachteten für die Studie das Erbgut von rund 2000 solcher Zwillingsmütter aus den Niederlanden, Australien und den USA nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Vergleich zu Müttern, die keine Zwillinge oder eineiige Zwillinge zur Welt brachten. Schließlich stießen sie auf zwei Genvarianten, die ihrerseits einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, Zwillinge zu bekommen, zu haben scheinen.
Eines der Gene spielt bei der Produktion des follikelstimulierenden Hormons (FSH) eine Rolle und ist nahe beim Gens FSHB lokalisiert. Die Konzentration des follikelstimulierenden Hormons (FSH) schwankt, während die Eizellen der Frau heranreifen. Bleibt der FSH-Spiegel dauerhaft erhöht, verlassen mehrere Zellen gleichzeitig die Eierstöcke. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass im Zyklus zwei Eizellen befruchtet werden und zweieiige Zwillinge entstehen können. Die zweite Genvariante betrifft das Gen SMAD3. Von diesem Gen ist bekannt, dass es zumindest bei Mäusen einen Einfluss darauf hat, wie die Eierstöcke auf das follikelstimulierende Hormon reagieren.
Trägt eine Frau je eine Kopie beider Genvarianten, steigt nach Berechnung der Forscher die Chance, zweieiige Zwillinge zu gebären, um knapp 30 Prozent. In weiteren Untersuchungen wollen sie herausfinden, ob das Gen SMAD3 in diesem Zuge auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, im Rahmen einer künstlichen Befruchtung schwanger zu werden. Nach einer solchen Behandlung treten Zwillingsgeburten gehäuft auf.
Literatur: www.cell.com/ajhg/abstract/S0002-9297%2816%2930043-X
Quelle: Spektrum.de