15.08.2011

Warum Frauen öfter unter Entzündungen leiden

Zellen, die für die Entstehung von Entzündungen verantwortlich sind, reagieren bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich.

Es liegt am Testosteron: Männer sind in der Regel muskulöser als Frauen, haben eine tiefere Stimme und stärkere Körperbehaarung. Und: Männer leiden deutlich seltener an entzündlichen und allergischen Erkrankungen als Frauen. Auch dafür ist das männliche Sexualhormon mit verantwortlich, wie Pharmazeuten der Friedrich-Schiller-Universität Jena jetzt in einer aktuellen Studie (The FASEB Journal 2011, Online-Vorabveröffentlichung am 21.6.11) belegen.

„An Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, Schuppenflechte (Psoriasis) oder Asthma bronchiale leiden mehrheitlich Frauen", berichtet Prof. Dr. Oliver Werz von der Uni Jena. Obwohl dies bereits seit längerem bekannt ist, waren die Ursachen dafür bisher unklar. Wie der Jenaer Lehrstuhlinhaber für Pharmazeutische und Medizinische Chemie und sein Team jetzt zeigen konnten, spielen die Sexualhormone dabei eine wichtige Rolle. „In einer Reihe von Untersuchungen konnten wir zeigen, dass die Zellen, die für die Entstehung von Entzündungen verantwortlich sind, bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich reagieren", erläutert Dr. Carlo Pergola vom Institut für Pharmazie der Uni Jena. So produzierten bestimmte Immunzellen von Frauen fast doppelt so viel entzündungsfördernde Substanzen wie die von Männern.

Die Jenaer Forscher sind in der nun vorgelegten Studie gemeinsam mit Kollegen aus Tübingen, Stockholm und Neapel den molekularen Ursachen für diese Unterschiede nachgegangen. Dafür haben sie Immunzellen von männlichen und weiblichen Probanden isoliert und im Reagenzglas u. a. die Aktivität der Enzyme getestet, die für die Produktion der entzündungsfördernden Substanzen verantwortlich sind. Dabei stellten sie fest, dass in männlichen Zellen das Enzym Phospholipase D weitaus geringer aktiv ist als in den weiblichen. „Interessanterweise verringert sich die Enzymaktivität unter dem Einfluss von Testosteron - auch in den weiblichen Immunzellen", erklärt Dr. Pergola.

Daraus schließen die Jenaer Pharmazeuten, dass dem männlichen Sexualhormon eine Schlüsselrolle bei der Modulation der Immunantwort zukommt. Dies würde beispielsweise auch das bereits früher beobachtete Phänomen erklären, wonach Testosteron Männer vor Arteriosklerose schützen kann.

Vor allem aber, so betont Prof. Werz, sollten die neuen Erkenntnisse bei der Prüfung neuer Therapien und Arzneimittel für Entzündungserkrankungen berücksichtigt werden. „Nach wie vor ist es in aller Regel so, dass neue Therapien ausschließlich an männlichen Probanden getestet werden." Wie die Jenaer Studie jetzt untermauert hat, lassen sich die an männlichen Versuchspersonen gewonnenen Ergebnisse aber nicht direkt auf Frauen übertragen. Im Gegenteil. Wichtig wäre eine jeweils „maßgeschneiderte" Therapie für Männer und Frauen.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena

Autor/Autoren: äin-red

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