22.07.2022
Soziale Unterstützung kann vor depressiven Stimmungen nach der Geburt schützen
Bis zu 13 % der Mütter leiden an depressiven Stimmungen oder Angststörungen im ersten Jahr nach der Geburt. Eine US-Studie konnte nun zeigen, dass Mütter mit durchgehender sozialer Unterstützung halb so häufig moderate bis schwere Symptome entwickeln.
Perinatale Stimmungs- und Angststörungen (PMADs) können sowohl das mütterliche als auch das kindliche Wohl nachhaltig gefährden, wenn sie anhalten und unbehandelt bleiben. Dr. Emiliy Feinberg und ihr Team von der Boston University School of Medicine untersuchten, inwieweit soziale Unterstützung die Entwicklung von Stimmungs- und Angstörungen nach der Geburt beeinflusst. Das Forscherteam wertete hierfür die Daten der „Listening to Mothers in California (LtMC)“-Studie aus.
Kalifornische Mütter berichteten von depressiven Stimmungen und Ängstlichkeit nach der Geburt
Im Rahmen der repräsentativen Studie wurden rund 2.500 frischgebackene Mütter online oder telefonisch befragt, die im Jahr 2016 ein Kind geboren hatten. Hierbei wurde der standardisierte Gesundheitsfragebogen PHQ-4 (Patient Health Questionnaire-4) eingesetzt, um Symptomen wie depressive Stimmungen und Ängstlichkeit zu erfassen. Außerdem wurden die Frauen mit zwei Fragen nach der sozialen Unterstützung befragt, die sie erfahren haben:
- Wie oft haben Sie seit der Geburt Ihres Babys jemanden, an den Sie sich wenden können, um emotionale Unterstützung zu erhalten, z. B. ein offenes Ohr für Ihre Sorgen und einen guten Rat?
- Wie oft haben Sie seit der Geburt Ihres Babys jemanden, an den Sie sich wenden können, um praktische Unterstützung zu erhalten, z. B. um Ihnen bei Erledigungen zu helfen oder Ihnen Informationen zu geben, die Sie benötigen?
Als Antwortmöglichkeiten waren „niemals“, „manchmal“, „meist“ und „immer“ vorgegeben. Nur wenn beide Fragen mit „immer“ beantwortet wurden, dann werteten die Forschenden dies als durchgehende funktionale soziale Unterstützung.
Durchgehende soziale Unterstützung halbiert Häufigkeit moderater bis schwerer Symptome
Im Durchschnitt wurden die Frauen etwa ein halbes Jahr nach der Geburt befragt. Insgesamt waren die Daten von 2.372 Müttern auswertbar. Bei der Analyse berücksichtigte das Team Einflüsse wie demografische Faktoren (z.B. Alter, Bildung), Schwangerschaftskomplikationen, Frühgeburt und bereits vor der Geburt aufgetretene Symptome einer depressiven Stimmung oder Angststörung.
Mütter, die durchgehend emotionale und praktische soziale Unterstützung erhalten haben, litten nach der Entbindung halb so oft an moderaten bis schweren depressiven Stimmungen und Angststörungen. Im Vergleich zu Müttern, die dies nicht berichten konnten.
Werdende und frischgebackene Mütter brauchen konsequenten Beistand
Durchgehende emotionale und praktische Unterstützung schützt frischgebackene Mütter offenbar vor ernsthaften depressiven Stimmungen und Angstzuständen.[1]
Einen vergleichbaren Zusammenhang entdeckten auch australische Forschende im Jahr 2021: So entwickeln Schwangere bei fehlender sozialer Unterstützung deutlich häufiger depressive Stimmungen und Angstörungen vor der Geburt.[2]
Fürsorgliche Angehörige, liebevolle Lebensgefährten und engagierte Freunde spielen somit eine wichtige Rolle für die psychische Gesundheit von Schwangeren und jungen Müttern.
Quellen:
[1] Feinberg E, Declercq E, Lee A, Belanoff C. The Relationship between Social Support and Postnatal Anxiety and Depression: Results from the Listening to Mothers in California Survey. Women's Health Issues 2022; 32(3): 251-260. doi:10.1016/j.whi.2022.01.005
[2] Asres Bedaso et al. The association between social support and antenatal depressive and anxiety symptoms among Australian women, BMC Pregnancy and Childbirth 2021. doi:10.1186/s12884-021-04188-4