01.10.2010

Sex in der Schwangerschaft - Erlaubt ist, was Spaß macht und nicht weh tut

Früher wurde vor Sex in der Schwangerschaft gewarnt, weil Liebesspiele in anderen Umständen den Ungeborenen Schaden zufügen könnten. Heute steht der Lust der Liebenden nichts mehr im Wege.

Früher wurde vor Sex in der Schwangerschaft gewarnt, weil Liebesspiele in anderen Umständen den Ungeborenen Schaden zufügen könnten. Heute steht der Lust der Liebenden nichts mehr im Wege. Erlaubt ist grundsätzlich, was den werdenden Eltern Spaß macht, solange die Schwangerschaft komplikationslos verläuft. Die Sorge, dass der Liebesakt einer Fehl- oder Frühgeburt Vorschub leisten könnte, ist weitgehend unbegründet, es sei denn die Gynäkologin / der Gynäkologe rät in begründeten Fällen zu Rücksicht und zuweilen Enthaltsamkeit.

Bestens geschützt geschieht dem Baby nichts

In der Fruchtblase behütet und von Fruchtwasser umgeben, kann dem Baby während des Liebesspiels nichts geschehen. Es wird weder erdrückt noch berührt oder verletzt. Auch bei Erschütterungen durch den Geschlechtsverkehr und Orgasmus schaukelt es offenbar unbeeindruckt hin und her. Es lässt sich zwar nichts darüber sagen, ob das Baby etwas verspürt, wenn der Bauch der Mutter beim Höhepunkt hart wird und die Gebärmutter pulsiert. Erst wenn der Zeitpunkt für die Entbindung reif oder bereits überschritten ist, kann Sex zum natürlichen Geburtshelfer werden, indem die Prostaglandine im Sperma die Wehen fördern. Sie weiten den leicht geöffneten Muttermund und machen ihn weicher und nachgiebiger.

Auf die Lust kommt es an

Zu Beginn der Schwangerschaft wenn Übel- und Mattigkeit oder auch die Berührungsempfindlichkeit der Brüste das Wohlbefinden beeinträchtigen, kann sich häufig Unlust einschleichen. Um den Partner nicht zu verschrecken und das Missverständnis frühzeitig auszuräumen, dass sich eine Konkurrenz zwischen Vater und Baby entwickelt sind Gespräche, liebevolles Schmusen und Kuscheln die wichtigsten Varianten in Gemeinsamkeit die Freude auf den Nachwuchs zu teilen. Spätestens im zweiten Drittel der Schwangerschaft beginnt für die Mehrzahl der werdenden Mütter eine lustbetonte Zeit. Es geht ihnen meistens rundum gut und wegen der Hormonausschüttung und der damit verbundenen gesteigerten Durchblutung des Genitalbereiches eröffnen sich, weil der Bauchumfang noch nicht stört, neue erotische Empfindungen. Die Hormone verbreiten Glück und Gelassenheit, sodass selbst die Experimentierfreudigkeit der werdenden Eltern beim Sex zunehmen kann und die Sorglosigkeit durch den Verzicht auf die Verhütung ein Übriges tut. 70-80% der Paare, die im Rahmen einer Feldstudie befragt wurden erklärten unumwunden, dass sich ihr Sex in der Schwangerschaft veränderte und zwar zum Besseren. Die rosig durchblutete Haut und volleren Brüste, die allgemeine Zunahme der weiblichen Rundungen steigern bei vielen werdenden Vätern das Verlangen, während andere ihre schwangere Partnerin wie ein rohes Ei behandeln. Sie fühlen sich nicht selten verunsichert oder zurückgesetzt und damit in ihrer Sexualität gehemmt. Ein offenes Gespräch des Paares mit der Frauenärztin / dem Frauenarzt kann Zweifel und Ängste beseitigen und damit der Liebe neue Akzente verleihen. Außerdem überträgt sich die Harmonie der Eltern und das Wohlgefühl der werdenden Mutter auf das Ungeborene.

Wann ist Verkehr verkehrt?

Wenn der bestehenden Schwangerschaft bereits Fehlgeburten vorausgingen, ist Sorgfalt geboten. Das betrifft in den ersten drei bis vier Monaten auch die sexuellen Aktivitäten, zuweilen den zeitweiligen Verzicht auf den üblichen Geschlechtsverkehr. Zwischen der 14. und 20. Schwangerschaftswoche zeigen Untersuchungen im Rahmen der Vorsorge, ob die Entwicklung des Kindes zufrieden stellend verläuft und eventuell auf Anraten der Frauenärztin / des Frauenarztes die Zurückhaltung beim Sex langsam aufgegeben werden kann. Bei folgenden Schwangerschaftsproblemen sollte jedoch der Geschlechtsverkehr vermieden werden, um die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten:

BlutungenVorzeitige WehenVerlust von FruchtwasserPlacenta praevia oder Placentainsuffizienz Vorliegen einer Zerklage

Von Placentainsuffizienz spricht man, wenn deren Funktionsfähigkeit eingeschränkt ist. Es kommt zu einer Beeinträchtigung des Stoffaustausches zwischen Mutter und Kind und kann zu einer Mangelversorgung führen. Wenn die Placenta vor dem Muttermund liegt, spricht man von Placenta praevia und dies setzt voraus, dass die Schwangerschaft auf jeden Fall besonders sorgfältig überwacht werden muss. Trotzdem verläuft diese in den meisten Fällen problemlos, aber das Kind muss per Kaiserschnitt entbunden werden. Es kommt vor, dass Schwangere über ein derart schwaches Bindegewebe verfügen, dass sich der Muttermund zu früh öffnet und dadurch eine Frühgeburt droht. Diese Zervixinsuffizienz erfordert das Verschließen mit einem Zerklagenband. Dies ist jedoch nur möglich, wenn noch keine Wehen eingesetzt haben und die Fruchtblase unversehrt ist. Der Eingriff kann ab der 15. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Übrigens: Zuweilen kommt es nach dem Sex zu einer leichten Blutung im Vaginalschleim. Diese stammt vom Muttermund, der wegen der stärkeren Durchblutung bei der Berührung so reagiert. Die Rede ist von einer Kontaktblutung, die jedoch kein Grund zur Sorge sein muss.

Hygiene sollte selbstverständlich sein

Während der Schwangerschaft kommt es auf die richtige Intimpflege an, damit sich Pilze und Bakterien erst gar nicht ansiedeln können. Es empfiehlt sich zur Reinigung der Schamlippen und des Scheideneinganges ausschließlich klares Wasser zu verwenden, um den notwendigen Säureschutzmantel im Genitalbereich aufrecht zu erhalten und damit Keimen so wenig Angriffsfläche wie möglich zu gewähren. Von jeder Übertreibung ist abzuraten. Zu häufiges Waschen kann den Säureschutzmantel ebenso negativ beeinflussen wie mangelhafte Pflege. Auch für den werdenden Vater gilt, zum Schutz vor einer Infektion auf Hygienemaßnahmen zu achten. Er sollte den Penis täglich unter Zurückziehen der Vorhaut mit Seife reinigen.

Welche Sex-Positionen sind in den letzten Wochen empfehlenswert?

Die Lage in seitlicher Löffelchenposition ist deshalb anzuraten, weil der Penis nicht allzu tief eindringt. Wenn sich die Schwangere nach oben legt, lastet kein Gewicht auf ihrem Bauch und sie kontrolliert die Tiefe der Penetration. Auch der Versuch in der Sitzposition ist zu empfehlen, da kein Gewicht auf die Gebärmutter drückt. Die Schwangere sitzt auf dem Schoß des Partners, während er auf einem stabilen Stuhl Platz nimmt. Wichtig ist jedoch, der Experimentierfreude Raum zu geben und Möglichkeiten zu finden, die beide Partner beglücken und zufrieden stellen.

von Maria Lange-Ernst

Autor/Autoren: äin-red

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