26.09.2022

Schwangerschaft, Umweltgifte und Lebererkrankungen bei Kindern

Immer mehr Kinder (6-10 %) leiden an der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung. Die Hinweise verdichten sich, dass die Weichen für die Erkrankung bereits im Mutterleib gestellt werden. Eine multinationale Studie fand nun einen Zusammenhang zwischen einer Belastung mit hormonschädlichen Substanzen in der Schwangerschaft und einer Leberschädigung im Kindesalter.

Nachdenkliche Schwangere blickt aus dem Fenster

Dr. Vishal Midya von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai in New York City und sein Team untersuchten, ob eine Belastung mit hormonschädlichen Substanzen (Endokrine Disruptoren) in der Schwangerschaft mit Lebererkrankungen beim Nachwuchs zusammenhängt.

Blut und Urin von schwangeren Europäerinnen auf 45 Umweltgifte untersucht

In seiner Studie analysierte das amerikanisch-europäische Forscherteam die Daten von 1.108 Mutter-Kind-Paaren, die zwischen 2003 und 2016 am sogenannten HELIX-Projekt teilnahmen. Das HELIX-Projekt untersucht, wie sich verschiedene Umwelteinflüsse in der Schwangerschaft auf die Kindheit auswirken. Es umfasst Geburtenkohorten aus sechs europäischen Ländern: Frankreich, Griechenland, Litauen, Norwegen, Spanien und Großbritannien.

Von allen Teilnehmerinnen wurden während der Schwangerschaft Nabelschnurblut-, Blut- und Urinproben genommen und auf 45 hormonschädliche Substanzen (Organochlorpestizide, PBDEs, Parabene, Phtalate, PFAS, Metalle etc.) untersucht.

Den Kindern wurde im Alter von 6 bis 11 Jahren Blut entnommen und vier Leberwerte (ALT, AST, GGT, CK-18) bestimmt.

Bei den statistischen Berechnungen wurden weitere Einflussfaktoren berücksichtigt – unter anderem Alter, Body-Mass-Index (BMI) und Bildung der Schwangeren, sowie Alter, BMI und Geschlecht des Kindes.

Erhöhtes Risiko für Leberschädigung und nicht-alkoholische Fettlebererkrankung bei Kindern

Die Forschenden attestierten fast ein Viertel (22,8 %) der 1.108 untersuchten Kinder ein hohes Risiko für eine Leberschädigung. Wobei die betroffenen Kinder häufiger übergewichtig oder fettleibig waren.

Die statistische Auswertung zeigte, dass eine Belastung mit hormonschädlichen Substanzen in der Schwangerschaft das Risiko für Leberschädigungen beim Nachwuchs steigert – was sich in erhöhten Leberwerten bei Kindern betroffener Mütter manifestiert. Besonders auffällig war hierbei das deutlich erhöhte Leberrisiko durch endokrine Disruptoren wie Organochlorpestizide, PBDEs, PFAS und Quecksilber.

Die Belastung mit endokrinen Disruptoren hing auch mit erhöhten CK-18-Werten bei den Kindern betroffener Teilnehmerinnen zusammen. CK-18 entsteht, wenn Leberzellen absterben, und kann auf eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen (NAFLD) hinweisen.

„Diese Ergebnisse erweitern das derzeitige begrenzte Verständnis der Ursachen der pädiatrischen nichtalkoholischen Fettlebererkrankung. Und unterstreichen die Notwendigkeit für weiterer Studien in diesem Bereich“, fassen die Forschenden zusammen.

Quelle: Midya V, Colicino E, Conti DV, et al. Association of Prenatal Exposure to Endocrine-Disrupting Chemicals With Liver Injury in Children. JAMA Netw Open. 2022;5(7):e2220176. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.20176

Autor/Autoren: äin-red

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