27.03.2023

Plötzlicher Kindstod: Auch rauchfreier Tabak in der Schwangerschaft erhöht Risiko deutlich

E-Zigaretten, Kautabak und andere rauchfreie, nikotinhaltige Genussmittel werden immer beliebter. Eine schwedische Studie zeigt nun, dass auch rauchfreier Nikotingenuss in der Schwangerschaft schädlich ist und wie Rauchen das Risiko für plötzlichen Kindstod deutlich erhöht.

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In Schweden erfreut sich „Snus“, ein sogenannter Oraltabak zum Lutschen, großer Beliebtheit bei jungen Menschen. Dr. Anna Gunnerbeck vom Karolinska-Institut und ihr Team untersuchten, inwieweit der Nikotinkonsum in der Schwangerschaft die Sterblichkeit des Kindes im ersten Lebensjahr erhöht. Des Weiteren untersuchten sie, inwiefern ein Stopp des Nikotinkonsums vor der ersten Schwangerschaftsvorsorge dieses Risiko reduziert.

Zwei Millionen schwedische Säuglinge in 20 Jahren

Die bevölkerungsbasierte Studie umfasste rund zwei Millionen Säuglinge, die von 1999 bis 2019 in Schweden geboren wurden, und bei denen Angaben zur Tabakexposition in der Frühschwangerschaft vorlagen. Der selbstberichtete Tabakkonsum in der Frühschwangerschaft wurde in die Kategorien „kein Nikotinkonsum“, „Oraltabakkonsum“, „mäßiges Rauchen“ und „starkes Rauchen“ (≥ 10 Zigaretten/Tag) eingeteilt.

Was die Sterblichkeit der Babys anbelangt, so berechnete das Forscherteam unter anderem die Risikoerhöhungen bei Tabakkonsum im Vergleich zu kein Nikotinkonsum für:

·        Plötzlicher unerwarteter Kindstod (SUID = Sudden Unexpected Infant Death), also alle Todesfälle im ersten Lebensjahr.

·        Plötzlicher Kindstod (SIDS = Sudden Infant Death Syndrom), alle medizinisch nicht erklärbaren Todesfälle im ersten Lebensjahr.

Etwa jede zweite Raucherin stoppte das Rauchen in der Frühschwangerschaft

Etwa 7 % der Kindsmütter rauchten und 1,1 % konsumierten Snus in der Frühschwangerschaft. 50 % der Raucherinnen und 70 % der Snus-Konsumentinnen beendeten ihre gesundheitsschädliche Angewohnheit vor dem ersten Vorsorgetermin in der 8.–12. Schwangerschaftswoche.

Insgesamt ereigneten sich 611 Fälle von „plötzlichem unerwarteten Kindstod“ (SUID). 381 davon identifizierten die Forschenden als „plötzlichen Kindstod“ (SIDS). Der mütterliche Oraltabakkonsum war mit einem deutlich erhöhten Risiko für SIDS (+270 %) und SUID (+190 %) verbunden. Die Risiken von mäßigem Rauchen waren ähnlich hoch. Starkes Rauchen (≥ 10 Zigaretten/Tag) wurde mit den höchsten Risiken für SIDS (+603 %) und SUID (+444 %) in Verbindung gebracht.

Stoppten die Frauen ihren Tabakkonsum vor der 8.–12. Schwangerschaftswoche, lag das SIDS- (Oraltabak +113 %, Rauchen +35 %) und SUID-Risiko (Oraltabak +37 %, Rauchen + 29 %) deutlich niedriger als bei Säuglingen, deren Mütter weiterhin Nikotin konsumierten.

Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere sollten generell auf Nikotin verzichten

Sowohl Rauchen als auch Oraltabakkonsum in der Schwangerschaft ist mit einem erhöhten Risiko für plötzlichen (unerwarteten) Kindstod verbunden. Da Snus keine Schadstoffe enthält, die beim Verbrennen von Tabak entstehen, geht Dr. Gunnerbeck davon aus, dass auch andere rauchfreie Nikotinprodukte und E-Zigaretten vergleichbar schädlich sind. Frauen mit Kinderwunsch sollten daher generell auf Nikotin verzichten – oder zumindest spätestens mit Kenntnis der Schwangerschaft den Nikotinkonsum einstellen.

Hinweis der Redaktion: Der Oraltabak Snus macht ähnlich süchtig wie Rauchen und erhöht zudem das Krebsrisiko im Mund- und Rachenraum. In der EU ist der Verkauf seit 2020 verboten.

Quelle: Gunnerbeck, A., Lundholm, C., Rhedin, S. et al. Association of maternal snuff use and smoking with Sudden Infant Death Syndrome: a national register study. Pediatr Res (2023). https://doi.org/10.1038/s41390-022-02463-4

Autor/Autoren: äin-red

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