24.08.2021

Mütterliche Zellen unterstützen kindliche Immunabwehr

Neugeborene mit vielen mütterliche Immunzellen haben im ersten Lebensjahr ein geringeres Risiko für Atemwegsinfekte. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) jetzt im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht haben.

Junge Mutter kuschelt mit ihrem schlafenden Baby

Das Team aus dem Labor für Experimentelle Feto-Maternale Medizin der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin untersuchte die Funktion von mütterlichen Immunzellen, die während der Schwangerschaft über die Plazenta in den Fötus gelangen. „Dort können diese mütterlichen Zellen sehr lange verbleiben, sodass wir vermutlich alle noch etwas ‚Mama‘ in uns tragen“, erläutert Prof. Dr. Petra Arck, Laborleiterin und Forschungsdekanin des UKE. Die Existenz dieser Zellen – mütterliche mikrochimäre Zellen (MMZ) genannt – ist seit über 25 Jahren bekannt. Bislang war aber unklar, ob es sich um ein „versehentliches Überschwappen“ von mütterlichen Zellen auf das Kind handelt – oder ob diese tatsächlich eine Aufgabe erfüllen.

In Mäusen und Nabelschnüren dem mütterlichen Geschenk auf der Spur

Auch bei Mäusen gelangen mütterliche mikrochimäre Zellen in den Fötus. Bei den ungeborenen Nagern wandern diese vorwiegend ins Knochenmark ein. „Das Knochenmark ist ein wichtiger Ort für die Immunentwicklung. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die mütterlichen Zellen dort die Reifung der angeborenen Immunantwort fördern“, erläutern die beiden Köpfe der Studie, Dr. Ina Stelzer und Christopher Urbschat. „Diese angeborene Immunantwort ist besonders bei Kindern bis zum ersten Lebensjahr sehr wichtig, um Infektionen abzuwehren.“

Mütterliche Zellen schützen im ersten Lebensjahr vor Atemwegsinfekten

Anhand von Daten der am UKE laufenden PRINCE-Studie konnten die Forschenden zudem feststellen, dass die MMZ im ersten Lebensjahr eine schützende Wirkung entfalten. Verfügten Neugeborene zum Zeitpunkt der Geburt über viele mütterliche Zellen im Nabelschnurblut, dann war ihr Risiko für Atemwegsinfekte niedriger. Dieser Effekt tritt deutlich in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres in den Vordergrund, wenn die schützenden mütterlichen Antikörper im Blut schwinden. „Die über Plazenta und Nabelschnur in das ungeborene Kind eingewanderten mütterlichen Zellen helfen also offensichtlich bei der Prägung des Immunsystems“, so die Schlussfolgerung von Dr. Stelzer und Urbschat.

PRINCE-Studie sucht nach vorgeburtlichen Einflüssen auf die lebenslange Gesundheit

Im Rahmen der PRINCE-Studie (Prenatal Determinants of Children´s Health) wird im UKE bereits seit 2011 erforscht, welche Faktoren während der Schwangerschaft Einfluss auf die langfristige Kindergesundheit haben können. Dazu werden Studienteilnehmerinnen vom Beginn ihrer Schwangerschaft bis zur Geburt regelmäßig untersucht, wobei neben dem Immunstatus auch Umwelteinflüsse dokumentiert werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten seit Langem, dass Umwelteinflüsse und Stress bei der werdenden Mutter das Risiko für immunologische Erkrankungen und Infektionen bei den Kindern erhöht. Ziel ihrer Bemühungen ist es, Biomarker wie die MMZ zu finden. Die Studienergebnisse sollen künftig dabei helfen, bereits früh in der Schwangerschaft die Weichen für eine gesunde Entwicklung des Kindes zu stellen.

Quelle: idw

Originalliteratur: Stelzer, I.A., Urbschat, C., Schepanski, S. et al. Vertically transferred maternal immune cells promote neonatal immunity against early life infections. Nat Commun 12, 4706 (2021). doi.org/10.1038/s41467-021-24719-z

Autor/Autoren: äin-red

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