06.05.2022

Metformin für den Vater könnte Fehlbildungsrisiko beim Kind erhöhen

Nimmt der Partner vor der Zeugung das Diabetes-Medikament Metformin ein, dann könnte sich das Risiko für Geburtsfehler beim Nachwuchs erhöhen. Dies ist das Ergebnis einer dänischen Studie, für die die Daten von 1,1 Millionen Neugeborenen und deren Vätern ausgewertet wurde.

Schwangere bei der Ultraschalluntersuchung

Leiden Vater oder Mutter an Diabetes, so ist das Fehlbildungsrisiko beim Nachwuchs erhöht. Inwieweit Diabetes-Medikamente dieses Risiko beeinflussen, ist bisher unbekannt.

Unter der Leitung von Dr. Maarten Wensink von der University of Southern Denmark untersuchten dänische und US-amerikanische Forschende mögliche Zusammenhängen zwischen der väterlichen Diabetes-Medikation und Fehlbildungen beim Nachwuchs. Die prospektive Studie umfasst die Geburtenjahrgänge 1997 bis 2016 in Dänemark.

Väter von 1,1 Millionen Neugeborene befragt

Für ihre Studie werteten die Forschenden Daten 1,1 Millionen Neugeborene aus und befragten deren Väter zur Einnahme von Diabetes-Medikamenten. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf Arzneien mit folgenden Wirkstoffen: Insulin, Metformin und Sulfonylharnstoffe. Babys von Müttern mit Diabetes und/oder Bluthochdruck (essentielle Hypertonie) waren ausgeschlossen

Ein Neugeborenes galt als „exponiert“, wenn der Vater mindestens einmal in den 3 Monaten vor der Zeugung einen der untersuchten Wirkstoffe verschrieben bekommen hatte. Der gesamte Entwicklungszyklus einer Spermie dauert rund 70 Tage.

Mit Metformin vermehrt genitale Fehlbildungen bei Jungen beobachtet

Rund 3 von 100 Neugeborenen hatten einen oder mehrere schwerwiegende Geburtsfehler. Dies entspricht der üblichen Häufigkeit. Nahm der Vater Metformin vor der Zeugung ein, so war das Auftreten von Fehlbildungen beim Nachwuchs deutlich erhöht. Hierbei fiel insbesondere das dreifach erhöhte Risiko für genitale Fehlbildungen bei Jungen auf. Bei Metformin-exponierten Mädchen war das Risiko für genitale Fehlbildungen nicht erhöht. Des Weiteren fand sich bei nicht Metformin-exponierten Geschwistern kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko.

Metformin-Väter zeugten tendenziell mehr Mädchen als Jungen – generell werden jedoch etwas mehr Jungen als Mädchen geboren.

Insulin unauffällig – Sulfonylharnstoffe unklar

Erhielten die Väter vor der Zeugung Insulin, so erhöhte sich das Fehlbildungsrisiko nicht. Mit Sulfonylharnstoffen stieg das Fehlbildungsrisiko, jedoch war das Ergebnis statistisch nicht signifikant – der Wirkstoff wurde nicht häufig genug verschrieben.

Metformin wahrscheinlich nicht die einzige Ursache für die beobachteten Fehlbildungen

Sollten Typ-2-Diabetiker mit Kinderwunsch von Metformin auf Insulin umsteigen? Das Deutsche Ärzteblatt holte die Einschätzung von Prof. Dr. Wolfgang Rathmann, Deutsches Diabetes Zentrum der Leibniz Universität Düsseldorf, ein. Laut Dr. Rathmann sei es eindeutig zu früh, um anhand einer einzigen Studie eine Änderung der Therapieempfehlungen auszusprechen. Das Studiendesign könne nicht beweisen, dass die Metformineinnahme die direkte oder auch alleinige Ursache für die Geburtsfehler ist. „Ein wesentlicher Schwachpunkt der Studie ist das Fehlen von Daten zur Qualität der Blutglukoseeinstellung sowie des Body-Mass-Index der Studienpopulation,“ sagte Dr. Rathmann. Zudem erhielten Patienten mit Metformin­-Verordnung deutlich häufiger Lipidsenker und Herz-Kreislauf-Medikamente.

Quellen:

Wensink MJ, Lu Y, Tian L, Shaw GM, Rizzi S, Jensen TK, Mathiesen ER, Skakkebæk NE, Lindahl-Jacobsen R, Eisenberg ML. Preconception Antidiabetic Drugs in Men and Birth Defects in Offspring : A Nationwide Cohort Study. Ann Intern Med. 2022 Mar 29. doi: 10.7326/M21-4389. Epub ahead of print. PMID: 35344380.

Väterliche Einnahme von Metformin könnte Risiko für Fehlbildungen bei Kindern erhöhen | aerzteblatt.de, 30.03.2022

Autor/Autoren: äin-red

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