03.01.2011

Mammographie-Screening – Moderne Krebsfrüherkennung

Gerade beim Brustkrebs ist die rechtzeitige Erkennung von überragender Bedeutung. Neben den besseren Heilungschancen profitieren Patientinnen von einer weniger belastenden und meistens Brust erhaltenden Therapie.

Brustkrebs ist in Deutschland und allen westlichen Industrienationen die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. So wurde im Jahr 2006 bei 58.000 Frauen die Diagnose Brustkrebs gestellt. Im selben Jahr starben 17.300 Frauen an der bösartigen Erkrankung. Mehr als ein Viertel aller krebskranken Frauen leiden unter Brustkrebs (29%). Die Zahl der Neuerkrankungen steigt seit 1980 stetig an, während jedoch seit der Mitte der 90er Jahre die Mortalität deutlich sinkt, eine erfreuliche Tendenz, die ohne die verbesserte Früherkennung und Versorgung nicht möglich gewesen wäre. Für die Entstehung von Brustkrebs sind eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren verantwortlich. Trotz ungezählter Studien und einer entsprechend reichhaltigen Datenlage gibt es bisher keine Nachweise, die belegen, dass präventive Maßnahmen die wachsende Zahl der Neuerkrankungen eindämmen könnten. Deshalb sind gerade beim Brustkrebs rechtzeitige Erkennung und Therapie von überragender Bedeutung.

Mammographie-Screening seit 2005

Bereits im Jahr 2002 hatten Bundestag und Bundesrat einstimmig beschlossen, das Mammographie-Screening (eine Röntgenuntersuchung der Brust) auf der Grundlage der Europäischen Leitlinien auf den Weg zu bringen. Seit der praktischen Einführung des Screenings im Jahr 2005 hat jede Frau im Alter zwischen 50 und 69 Jahren Anspruch darauf, sich alle zwei Jahre kostenlos auf Brustkrebs untersuchen zu lassen. Bis zum Dezember 2009 sind seitdem 9,2 Millionen Frauen zum Mammograhie-Screening eingeladen worden. Etwas mehr als die Hälfte der eingeladenen Frauen (4,9 Millionen) haben dann auch an dem Programm teilgenommen. „Mit dem Mammographie-Screening kann Brustkrebs so frühzeitig erkannt werden, dass Frauen beste Chancen für eine Heilung haben", sagt Dr. Wolfgang Aubke, Beiratsvorsitzender der Kooperationsgemeinschaft Mammographie. „Mehr als drei Viertel der Frauen, bei denen Brustkrebs im Rahmen des Mammographie-Screenings entdeckt wird, haben keine befallenen Lymphknoten und keine Metastasen. Neben den besseren Heilungschancen profitieren sie zudem von einer weniger belastenden und meistens Brust erhaltenden Therapie. Das zeigt den unbestreitbaren Nutzen des Screenings. In Deutschland gab es noch nie eine qualitativ so hochwertige und zuverlässige Brustkrebsfrüherkennung wie das Mammographie-Screening-Programm."

Vor- und Nachteile des Mammographie-Screenings

Zur Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des Mammographie-Screening-Programms haben die gesetzlichen Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung im August 2003 gemeinsam die Kooperationsgemeinschaft Mammographie gegründet. Fünf Referenzzentren in Berlin, Oldenburg, Marburg, München und Münster übernehmen regional die Aufgaben der Kooperationsgemeinschaft und sind für die Fortbildung der am Programm teilnehmenden Ärzte und Ärztinnen sowie der radiologischen Fachkräfte verantwortlich. Das Programm zur Früherkennung von Brustkrebs richtet sich bundesweit an über zehn Millionen Frauen. Es wird von Ärzten und Ärztinnen sowie radiologischen Fachkräften in insgesamt 94 Screening-Einheiten (Röntgen-Praxen) getragen.

Am 3.Februar 2010 veröffentlichte die Kooperationsgemeinschaft Mammographie Kennzahlen, die auf der breiten Grundlage von umfangreichen und transparenten Studienauswertungen und Analysen erarbeitet wurden. Laut Dr. Wolfgang Aubke wurde dieses Zahlenmodell in erster Linie im Interesse der Frauen erstellt, die vor der Entscheidung stehen, ob sie am Screening teilnehmen sollen. Aber man richtet sich damit auch an die Medien. Denn wenn Vor- und Nachteile des Programms unter Verwendung der nun vorliegenden Zahlen dargestellt werden, ist gesichert, dass den Frauen eine aktuelle und ausgewogene Einschätzung angeboten wird.

Von 1000 Frauen, die über den Zeitraum von 20 Jahren regelmäßig am Screening teilnehmen:

Können fünf vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden.Werden fünf unnötig zu Brustkrebspatientinnen, weil ihr Krebs ohne Früherkennung nicht auffällig geworden wäre. Allerdings kann zum Zeitpunkt der Diagnose niemand feststellen, wie sich der Tumor entwickelt und ob er eine Bedrohung für die Frau darstellt.Wird bei 50 Frauen eine Gewebeprobe entnommen, die sich als unauffällig erweist.Wird bei 7-8 Frauen ein Tumor in der Brust entdeckt. Ohne Screening wurden vorher bei 2-3 Frauen Tumore entdeckt.

Hinzu kommt:

Beim Screening werden außerdem mit 30,8% etwa doppelt so viele kleine Tumore (bis 10 Millimeter) als vorher entdeckt (14%).76,7% der im Rahmen des Früherkennungs-Programms entdeckten Tumore hatten noch keine Metastasen gebildet. Damit wird die Behandlung für die betroffenen Frauen schonender. Sie brauchen zum Beispiel seltener Chemotherapien, außerdem sind größere Operationen nicht mehr so häufig notwendig. Vor dem bundesweiten Screening wurden lediglich 49 Prozent dieser Tumore entdeckt.

Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Dr. Christian Albring, der Vorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte befürwortet deswegen eine Senkung des Mindestalters der eingeladenen Frauen auf 45 Jahre. Denn die Vorteile einer möglichen Früherkennung überwiegen die leichte Strahlenbelastung alle zwei Jahre durch die Röntgenuntersuchung bei Weitem.

MRT für Frauen mit erblichem Brustkrebs

Für Frauen mit nachweislich erhöhtem Brustkrebsrisiko wurde in einer jüngst im "Journal of Clinical Oncology" veröffentlichten Studie der hohe Stellenwert der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) bei der Früherkennung von Brustkrebs diskutiert. Der Anteil der Frauen mit erblichem Brustkrebs macht etwa fünf Prozent der Brustkrebspatientinnen aus.

"Frauen mit einer Risikobelastung müssen in speziellen Zentren individuell betreut werden. Doch das muss klar getrennt werden vom Mammographie-Screening-Programm, das sich an gesunde Frauen richtet", sagt Aubke. Es sei allgemein bekannt, dass MRT keinesfalls geeignet sei für die allgemeine Brustkrebsfrüherkennung. Einer der großen Nachteile der MRT sei eine viel zu hohe Rate an auffälligen Befunden, die sich in der weiteren Abklärung als harmlos herausstellten. Damit erhöhe sich die Zahl der falsch-positiven Befunde mit der Gefahr einer Übertherapie. „Deshalb gibt es weltweit kein Land, das MRT zur Früherkennung anbietet", stellte Aubke fest. Da die Studie ausschließlich mit Frauen durchgeführt wurde, die nachweislich familiär vorbelastet seien, hätten ihre Ergebnisse keinerlei Einfluss auf das Mammographie-Screening-Programm. „Die Mammographie ist nach wie vor die einzige für die Brustkrebskrebsfrüherkennung allgemein anerkannte Methode", so Aubke.

Die Ärztinnen und Ärzte des Berufsverbandes der Frauenärzte beraten und ermuntern jede Frau zur Teilnahme am Mammographie-Screening. Sie sind mit dem Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler und der Deutschen Krebshilfe einig, die das Programm zum Goldstandard der Brustkrebsvorsorge erklärten.

Veranstaltungshinweis: Anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Mammographie-Screening-Programms zeigt Bettina Filmer in ihrer Wanderausstellung „Mitten im Leben" großformatige Fotos von Frauen, die sich zu dem Programm äußern.

www.mammo-programm.de/presse/archiv-meldungen-details.php

von Maria Lange-Ernst

Autor/Autoren: äin-red

Herausgeber:

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In Zusammenarbeit mit:

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