12.11.2019

Kein Beckenbodentraining mit wiederholter Unterbrechung des Harnstrahles

Es kann negative Auswirkungen auf problemloses Entleeren der Harnblase haben, wenn Frauen beim Wasserlassen den Vorgang zwischendurch wiederholt rhythmisch aktiv unterbrechen.

Es hält sich das Gerücht, dass Frauen beim Wasserlassen den Strahl anhalten sollten, um ihren Beckenboden zu trainieren. Bewusste Unterbrechungen bei der Entleerung der Harnblase (Miktion) können aber deutliche Nebenwirkungen haben und eher schaden als nutzen, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt (Int J Urol 2019; 14. September).

In einer kleinen Studie wurden bei gesunden Frauen (20, durchschnittlich 38,7 Jahre alt), bei denen keine gestörte Blasenfunktion vorlag, Harnflussmessungen und Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Bei der einen Messung urinierten sie normal bis zur kompletten Blasenentleerung. In einer anderen Messung sollten sie alle drei Sekunden den Harnstrahl kurz unterbrechen. Grundsätzlich sollten sie erst dann Harnlassen, wenn sie einen deutlichen Harndrang verspürten. Nach dem Zufallsprinzip wurde entschieden, welche der beiden Blasenentleerungen als erste oder als zweite Variante durchgeführt wurde, die normale oder die mit aktiven Pieselpausen.

Durch eine anschließende Ultraschall-Untersuchung wurde deutlich, dass die Frauen nach der wiederholt unterbrochenen Miktion ein nahezu fünffach höheres Restharnvolumen aufwiesen – die Blase hatte sich nicht vollkommen oder bis zu einer physiologischen Restharnmenge entleert. Bei fünf Frauen mit erheblichem Restharnvolumen nach aktiven Pieselpausen entleerte sich die Harnblase anschließend bei normalem Miktionsverhalten. Die Harnflussmessungen zeigten einen reduzierten maximalen Harnfluss, wenn die Frauen das Urinieren unterbrachen.

Möglicherweise nachteilige Effekte auf Blasenentleerung

Die Studienautoren geben zu bedenken, dass solche „Übungen“ möglicherweise eine Blasenfunktionsstörung auslösen könnten, die durch das gestörte Zusammenwirken der bei der Blasenentleerung beteiligten anatomischen Strukturen verursacht wird (funktionelle Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie). Überdies steigt mit dem Restharnvolumen in der Harnblase auch die Gefahr für Infektionen.
Zudem gebe es bislang keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse darüber, dass ein absichtliches Unterbrechen des Urinierens dem Beckenboden nützt oder Harninkontinenz tatsächlich vorbeugt. Frauen sollten es beim Pieseln lieber laufen lassen.

Literatur:
Int J Urol 2019; 14. September

Quelle: Ärzte Zeitung online, 11.10.2019

Autor/Autoren: äin-red

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