14.10.2019
Impfgegner nutzen ähnliche Rhetorik-Techniken wie Klimawandelleugner
Gegner von Impfungen und Klimawandelleugner setzen dieselben rhetorischen Mittel ein, um ihren Botschaften ein größeres Gewicht zu geben und unsachliche Informationen zu verbreiten.
Wenn es um das Leugnen einer wissenschaftlich belegten Faktenlage geht, werden oftmals Techniken in der Gesprächsführung eingesetzt, um Argumente plausibel erscheinen zu lassen und Falschwissen zu befördern. Impfgegner sowie Leugner des Klimawandels oder der Evolutionstheorie setzen dabei oft dieselben fünf rhetorischen Techniken ein, wie die Psychologin und Kommunikationswissenschaftlerin Professor Cornelia Betsch und ihre Kollegen berichten (Bundesgesundheitsbl 2019; 62(4): 400-409). Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Aufklärung über den Einsatz solcher Argumentationstechniken sowie die Aufklärung darüber, dass gezielt Fehlinformationen verbreitet werden, den negativen Einfluss auf die Impfbereitschaft verringern können.
Folgende Techniken werden typischerweise verwendet:
- „misrepresentation“& „false logic“: die Faktenlage wird in einer verzerrten Weise dargestellt und es werden falsche Schlussfolgerungen gezogen,
- „impossible expectations“: von der Wissenschaft wird unmögliches erwartet, wie etwa eine hundertprozentige Sicherheit,
- „conspiracy theories“: es werden Verschwörungen von Industrie und Gesundheitsorganisationen vermutet,
- „cherry picking“: selektiv werden aus der Gesamtheit der vorhandenen Datenmenge nur spezifische Datenpunkte aufgegriffen,
- „fake experts“: es werden Personen zitiert, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Ausbildung und/oder Befangenheit nicht als Experten für Impfstoffsicherheit und Impfstoffeffektivität gelten
„Diese Techniken lassen die impfskeptischen Botschaften auf den ersten Blick plausibel erscheinen, sie halten aber einer kritischen wissenschaftlichen Betrachtung nicht stand“, betonen Betsch und Koautoren.
Auch das journalistische Prinzip der so genannten „false balance“ trägt zu Missinterpretationen bei polarisierenden Themen bei. Dabei kommen nach dem Prinzip der Ausgewogenheit Redner und Sachverständige mit gegensätzlichen Standpunkten im gleichen Verhältnis zu Wort oder werden im gleichen Verhältnis zitiert. Das suggeriert fälschlicherweise eine Gleichverteilung bzw. Gleichgewichtung von Meinungen, die Verunsicherung hervorrufen kann und Zweifel befördert. Polarisierende Themen werden dabei von den Medien bevorzugt aufgegriffen und haben damit eine größere Reichweite.
Quelle:
Ärzte Zeitung online, Bundesgesundheitsbl 2019; 62(4): 400-409