28.07.2020
Hepatitis in der Schwangerschaft – hochgefährlich für das Baby
Der Hepatitis-Test in der Schwangerschaft hilft, eine Infektion der Mutter mit Hepatitis B rechtzeitig zu erkennen. Dann kann eine Behandlung mit Immunglobulinen und eine Impfung das Baby vor einer Ansteckung schützen.
Jedes Jahr werden in Deutschland weit über tausend Babys mit einer Hepatitis B geboren. Darauf weist der Berufsverband der Frauenärzte e.V. anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28.07.2020 hin. Das Virus, das diese Krankheit auslöst, gelangt in den meisten Fällen nicht während der Schwangerschaft, sondern erst durch den direkten Blutkontakt während der Geburt von der Mutter zum Baby: „Wenn die Mutter infiziert ist, so geht bei einer natürlichen Geburt das Virus mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent auf das Baby über", erläutert Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Nach der Leitlinie von 2020 solle jedoch keine Sectio angeboten werden, da es nicht genügend Evidenz dafür gibt, dass dies die Mutter-Kind-Übertragung verringert.
In der Regel verursacht die Infektion beim Baby zunächst keine Symptome. Aber oft heilt die Erkrankung nicht aus: Es entwickelt sich im Lauf der Zeit eine dauerhafte Entzündung der Leber, die nach Jahren des Krankheitsverlaufs die Leber zerstören und zum Tod führen kann.
„Nur wenn die Infektion schon vor der Geburt bekannt ist und sofort nach der Geburt behandelt wird, kann es gelingen, auch lebensbedrohliche Verläufe zu verhindern“, betont Albring. „Deshalb ist es sehr wichtig zu wissen, ob die Schwangere selbst an einer Hepatitis B leidet. Um das festzustellen, wird bei der frauenärztlichen Schwangerenvorsorge etwa in der 32. bis 36. Schwangerschaftswoche eine Blutuntersuchung auf das Hepatitis-B-Antigen durchgeführt.“ Ist der Test positiv und wird eine Infektion nachgewiesen, muss das Baby unmittelbar nach der Geburt mit Hepatitis-B-Antikörpern, so genannten Immunglobulinen, und auch mit einer Hepatitis-Impfung versorgt werden. Diese Maßnahmen verhindern mit großer Zuverlässigkeit, dass das Neugeborene erkrankt.
Außerdem rät der Frauenarzt, sich nicht in falscher Sicherheit zu fühlen: „Die Hepatitis B galt lange Zeit als eine Infektion, die man sich nur über Blutkontakt holt, wie etwa durch gemeinsam benutzte Spritzen beim Drogenkonsum. Das ist ein Irrtum. Das Virus kann wie viele andere Erreger auch nicht nur durch Blut, sondern auch durch engen Schleimhautkontakt übertragen werden.“ Da die Krankheit in vielen Fällen chronisch verläuft und kaum Symptome verursacht, kommt der Übertragung durch unerkannt Infizierte eine große Bedeutung zu: Bei 5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland können laut Angaben des Robert-Koch-Instituts Hepatitis-B-Antikörper nachgewiesen werden, was bedeutet, dass jeder 20. Erwachsene irgendwann in seinem Leben eine solche virale Leberentzündung durchgemacht hat oder noch unerkannt an ihr erkrankt ist.
„Im Jahr 1995 wurde die Hepatitis-B-Impfung in den Katalog der empfohlenen Impfungen für Kinder und Jugendliche aufgenommen“, so Albring. Die Kosten werden von den Krankenkassen getragen. Frauen, die älter seien als 25 Jahre, hätten aber in den meisten Fällen keinen Impfschutz, und jüngere Frauen auch nicht immer. „Am besten sollte jede Frau, die Kinder bekommen möchte, rechtzeitig in ihrem Impfpass nachsehen, ob sie als Jugendliche schon geimpft wurde. Und falls nicht, könnte eine Impfung noch vor der Schwangerschaft nachgeholt werden.
© BVF 2020
Quelle: Pressemitteilung des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28.07.2020