16.05.2022

Heißhunger bei Schwangeren ist anscheinend Kopfsache

Während der Schwangerschaft entwickeln viele Frauen einen kaum stillbaren Appetit auf Süßes und Saures. Eine Studie an trächtigen Mäusen deutet darauf hin, dass Veränderungen im Gehirn dieses Verlangen auslösen.

Schwangere mit Heißhunger isst Donuts

Betroffene Frauen beschreiben ihren Heißhunger in der Schwangerschaft als so unwiderstehlich, dass er Mediziner an das Substanzverlangen von Drogenabhängigen erinnert. Trächtige Mäuse entwickeln ebenfalls einen unstillbaren Appetit, der zu starkem Übergewicht führen kann.

Schwangere Frauen und trächtige Mäuse entwickeln ähnlichen Heißhunger

Marc Claret und sein Team vom IDIBAPS-Forschungsinstitut in Barcelona erforschten mithilfe von Mäusen, die neurobiologische Grundlage des Heißhungers in der Schwangerschaft. Für ihre Studie warfen die Forschenden einen Blick in die Gehirne trächtiger Mäuse, und zwar in das sogenannte Belohnungszentrum (Nucleus accumbens). Das Belohnungszentrum im Gehirn spielt bei Menschen und Mäusen eine wichtige Rolle bei Suchtverhalten.

Bei Mäusen mit Heißhunger entdeckten die Forscher auffällige Veränderungen im Belohnungszentrum des Gehirns. An den Verknüpfungsstellen (Synapsen) der Nervenzellen fanden sich deutlich mehr sogenannte Dopamin-D2-Rezeptoren, wodurch diese empfindlicher auf den Botenstoff Dopamin reagierten. Bei Aufnahme leckerer Nahrung wird im Belohnungszentrum Dopamin ausgeschüttet und löst ein angenehmes Gefühl aus. Durch die hochgeregelte Dopamin-Empfindlichkeit wird die Nahrungsaufnahme mit intensiven Glücksgefühlen belohnt, was bei trächtigen Mäusen zu einem unwiderstehlichen Verlangen nach Süßem führt.

Heißhunger in der Schwangerschaft kann gesundheitsschädlich sein

Da Schwangere einen erhöhten Kalorien- und Nährstoffbedarf haben, ist die Verstärkung des Appetits während der Schwangerschaft biologisch sinnvoll. Dadurch ist sichergestellt, dass das Ungeborene ausreichend versorgt wird.

Bei unbegrenztem Nahrungsangebot führt der Heißhunger leicht zu Übergewicht. Zudem kann die ungezügelte Kalorienzufuhr insbesondere dem männlichen Nachwuchs schaden: So steigt beim Kind das Risiko für eine gestörte Glukosetoleranz und ein erhöhtes Körpergewicht. Des Weiteren sind die betroffenen Kinder anfälliger für die Entwicklung von Essstörungen und angstähnlichem Verhalten im Erwach­senenalter.

Quelle: Haddad-Tóvolli, R., Ramírez, S., Muñoz-Moreno, E. et al. Food craving-like episodes during pregnancy are mediated by accumbal dopaminergic circuits. Nat Metab 4, 424–434 (2022). doi.org/10.1038/s42255-022-00557-1

Autor/Autoren: äin-red

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