02.03.2025
Folsäure, Jod und Co. können angeborene Fehlbildungen verhindern
Der Weltfehlbildungstag am 3. März macht auf Präventionsmöglichkeiten aufmerksam, um angeborene Fehlbildungen zu reduzieren.

In Europa erfasst EUROCAT jährlich zwischen 20 bis 30 Fehlbildungen pro 1.000 Neugeborene, zuletzt eine Fehlbildungsrate von 2,6 % für das Jahr 2022.[1] Es werden aktuell nur rund ein Viertel aller Geburten in Europa erfasst. Auch in Deutschland gibt es kein zentrales Register für eine repräsentative Erfassung. Das Fehlbildungsmonitoring für das Berichtsjahr 2023 für Sachsen-Anhalt etwa dokumentierte Fehlbildungen bei 485 Kindern von insgesamt 13.599 Geburten, das entspricht einer Fehlbildungsrate von 3,6 %.[2]
Fehlbildungen entstehen durch strukturelle und funktionelle Fehlentwicklungen von Organen oder anatomischen Strukturen – die Ursachen für diese sind multifaktoriell und umfassen sowohl Einzelgendefekte, chromosomale Störungen, Infektionen sowie physikalische und medikamentöse Einflüsse in der Schwangerschaft.[3]
Einige Fehlbildungen lassen sich jedoch durch eine ausreichende Versorgung mit essenziellen Nährstoffen wie beispielsweise Folsäure, Jod, Eisen und Vitamin D vermeiden, wie der Berufsverband der Frauenärzte e.V (BVF) betont:
Ernährung bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft als Schlüssel zur Prävention
„Viele Fehlbildungen entstehen bereits in den ersten Schwangerschaftswochen, oft, bevor die Frau überhaupt weiß, dass sie schwanger ist“, erklärt Dr. Klaus Doubek, Präsident des BVF. „Deshalb sollten Frauen mit Kinderwunsch schon frühzeitig auf eine ausreichende Versorgung mit Folsäure, Jod und anderen essenziellen Mikronährstoffen achten. Da Ernährungsgewohnheiten individuell sind, sollte eine Supplementierung gezielt auf die persönliche Situation abgestimmt werden – insbesondere bei einer veganen oder vegetarischen Ernährung.“ In der Schwangerenvorsorge sind ausführliche Nährstoffmangeluntersuchungen nicht in der Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen vorgesehen, eine Anamneseerhebung erfolgt durch eine gezielte Abfrage von Ernährungs- und Lebensstilfaktoren.
Folsäure – Schutz vor Neuralrohrdefekten
Folsäure schützt effektiv vor etwa jedem zweiten Neuralrohrdefekt (bspw. Spina bifida). Frauen mit Kinderwunsch sollten mindestens einen Monat vor der Empfängnis täglich 400 Mikrogramm Folsäure einnehmen. Erfolgt die Einnahme erst nach Eintritt der Schwangerschaft, wird im ersten Trimester eine Dosierung von 800 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Bei bestimmten Risikofaktoren, wie Diabetes oder der Einnahme bestimmter Medikamente, kann eine individuelle Dosierung erforderlich sein. Die Prävalenz von Neuralrohrdefekten liegt laut Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt bei etwa 1 von 1000 Schwangerschaften.[4]
Jod – essenziell für die Gehirnentwicklung
Jod ist für die geistige Entwicklung des Kindes unerlässlich. In Deutschland weisen rund 32 % der Erwachsenen und 44 % der Kinder und Jugendlichen einen Jodmangel auf.[5] Während der Schwangerschaft steigt der Jodbedarf weiter an. Bei Verwendung von Lebensmitteln, wie Tafelsalz, die bereits mit Jod angereichert sind, wird Schwangeren und Stillenden eine zusätzliche Supplementierung von 100 bis 150 Mikrogramm täglich empfohlen. Ein Jodmangel kann in schweren Fällen zu Fehlgeburten, Fehlbildungen sowie zu Störungen von Wachstum, Knochenreifung und Gehirnentwicklung führen.[6]
Eisen und Vitamin D – wichtig für die Blutbildung und das Knochenwachstum
Eisen ist essenziell für die Blutbildung. Ein niedriger Hämoglobin-Wert kann auf Eisenmangel hinweisen, insbesondere in der Schwangerschaft. Eine leichte Anämie ist bei der werdenden Mutter nicht unüblich. Eine eisenreiche Ernährung mit rotem Fleisch, Hülsenfrüchten und grünem Blattgemüse in Kombination mit Vitamin-C-reichen Nahrungsmitteln ist daher ratsam. Aber auch eine gezielte Supplementierung kann in Rücksprache mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt sinnvoll sein. Der Hämoglobin-Wert wird in der Schwangerschaft regelmäßig nach Mutterschafts-Richtlinie überprüft.[7]
Vitamin D fördert ein gesundes Knochenwachstum und beeinflusst die Knochenmineralisation des Kindes. Gerade in den sonnenarmen Monaten besteht ein erhöhtes Risiko für einen Mangel. Frauen, die sich außerdem überwiegend in geschlossenen Räumen aufhalten oder Sonnenschutz verwenden, wird eine tägliche Supplementierung von 20 Mikrogramm bzw. 800 IU täglich empfohlen.[8] Denn der Körper kann Vitamin D bis zu 80 % selbst bilden, wenn er genügend Sonnenlicht bekommt.
Vorsicht bei veganer Ernährung und Medikamenten
Eine ausgewogene, bunte und vielfältige Ernährung deckt in der Regel den Bedarf an Mikronährstoffen. Bei einer rein veganen Ernährung sollten Frauen mit Kinderwunsch eine qualifizierte Ernährungsberatung in Anspruch nehmen, um eventuelle Nährstoffmängel idealerweise noch vor Konzeption festzustellen und zu beheben. Zink, Vitamin B12, Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß, Kalzium sind einige Nährstoffe, die bei einer veganen Ernährung fehlen können.[9]
Die richtige Versorgung mit Mikronährstoffen kann aber dabei helfen, Fehlbildungen beim Ungeborenen zu vermeiden: So sind beispielsweise etwa 50 % der Neuralrohrdefekte durch die Einnahme von Folsäure vermeidbar.[10] Frauen mit Kinderwunsch sollten sich frühzeitig beraten lassen und gezielt auf ihre Ernährung achten. Eine bewusste Planung der Schwangerschaft kann das Risiko für Fehlbildungen deutlich senken.
Nicht nur eine unzureichende Nährstoffversorgung, sondern auch genetische Faktoren der Eltern sowie die Einnahme bestimmter Medikamente können das ungeborene Kind erheblich beeinträchtigen. Frauen mit Kinderwunsch sollten frühzeitig mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt über ihre Medikation sprechen, um mögliche teratogene Wirkungen zu vermeiden.
Weiterführende Informationen und Quellen:
[1] eu-rd-platform.jrc.ec.europa.eu (zuletzt aufgerufen am 26.02.2025)
[2] angeborene-fehlbildungen.com (zuletzt aufgerufen am 17.02.2025)
[3] bundesaerztekammer.de (zuletzt aufgerufen am 17.02.2025)
[4] angeborene-fehlbildungen.com (zuletzt aufgerufen am 17.02.2025)
[5] bmel.de (zuletzt aufgerufen am 17.02.2025)
[6] bfr.bund.de (zuletzt abgerufen am 17.05.2025)
[7] gesundheitsinformation.de (zuletzt aufgerufen am 17.02.2025
[8] gesund-ins-leben.de (zuletzt abgerufen am 17.02.2025)
[9] gesund-ins-leben.de (zuletzt aufgerufen am 17.02.2025)
[10] ak-folsaeure.de (zuletzt aufgerufen am 17.02.2025)
Quelle: Pressemitteilung des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. vom 28.02.2025