11.08.2021

COVID-19-Impfung schützt Schwangere vor schweren Verläufen

Vorläufige Ergebnisse einer britischen Studie zeigen, dass Schwangere mit vollständiger Corona-Impfung offenbar vor schweren Krankheitsverläufen geschützt sind.

Schwangere mit Erkältungssymptomen

Im Rahmen einer nationalen, prospektiven Studie untersuchte ein britisches Forscherteam, wie sich COVID-19-Infektionen auf schwangere Frauen und den Ausgang der Schwangerschaft auswirken. Hierzu werteten sie die Krankheits- und Schwangerschaftsverläufe aller Schwangeren aus, die mit einer SARS-CoV-2-Infektion in ein Krankenhaus aufgenommen wurden. Als Datenquelle diente das Britische Geburtshilfe Überwachungs-System (UKOSS), das alle Schwangerschaften in Großbritannien verfolgt.

Die Forschenden betrachteten für ihre Analyse drei Zeiträume, in denen unterschiedliche Corona-Varianten dominierten: 1. März bis 30. November 2020 (Wildtyp-Periode), 1. Dezember 2020 bis 15. Mai 2021 (Alpha-Periode) und 16. Mai bis 11. Juli 2021 (Delta-Periode).

März 2020 bis Juli 2021 kamen rund 3.400 schwangere Britinnen mit COVID-19 ins Krankenhaus

Von März 2020 bis Juli 2021 wurden in ganz Großbritannien 3.371 Schwangere mit Symptomen einer bestätigten Corona-Infektion hospitalisiert. Die Frauen kamen teils aufgrund ihrer COVID-19-Erkrankung ins Krankenhaus, teils wegen Wehen/Geburt und anderen geburtshilflichen Gründen. Über den untersuchten Zeitraum kamen Schwangere immer häufiger aufgrund moderater bis schwerer Corona-Verläufe ins Krankenhaus: 24 % (Wildtyp-Periode), 36 % (Alpha-Periode) und 45 % (Delta-Periode). Die Mehrheit der erkrankten Frauen waren übergewichtig oder adipös.

Keine zweifach geimpften Frauen unter den hospitalisierten Schwangeren

Am 8. Dezember 2020 begann die Corona-Impfkampagne in Großbritannien – bei der auch Schwangeren die Impfung empfohlen wurde. Von 571 hospitalisierten Frauen der Alpha-Periode und allen 171 Frauen der Delta-Periode war der Impfstatus erfasst. Insgesamt fanden sich vier einfach geimpfte und keine vollständig (zweifach) geimpften Frauen unter den mit Corona hospitalisierten Schwangeren.

Mit jeder neuen Variante stiegen die Risiken für die werdenden Mütter

Während in der ersten Welle 19,1 % der eingewiesenen infizierten Schwangeren mit einer COVID-19-Lungenentzündung diagnostiziert wurden, traf es in der Alpha-Periode 27,5 % und in der Delta-Periode 36,8 %. Ein ähnliches Bild zeichnete sich für notwendige Beatmungen ab: 12,8 % (Wildtyp), 27,2 % (Alpha), 33,3 (Delta).

Bei den beatmeten Schwangeren musste jede vierte (Wildtyp), fünfte (Alpha) und jede 20igste (Delta) intubiert oder mittels ECMO mit Sauerstoff versorgt werden. Ebenso stieg für infizierte Schwangeren das Risiko einer Intensivbehandlung von 7,7 % (Wildtyp) auf 11,3 % (Alpha) und 15,2 % (Delta). Insgesamt starben in britischen Kliniken 15 schwangere Frauen mit COVID-19.

Die Autorinnen und Autoren fanden keine deutlichen Unterschiede, was Frühgeburten und Totgeburten in der Wildtyp- und Alpha-Periode anging. Für die Delta-Periode waren zu viele Schwangerschaften noch nicht ausgetragen, weshalb diese Studie hierzu keine Aussage macht.

Schwangere profitieren offenbar von COVID-19-Schutzimpfung

In Großbritannien entbinden jedes Jahr rund 643.000 Frauen. Zum Ende der Studie waren 51.724 Schwangere gegen Corona geimpft – davon 20.648 bereits vollständig. Das Forscherteam sieht die Studienergebnisse daher als Beleg dafür an, dass eine vollständige Corona-Impfung Schwangere wirksam vor einer schweren COVID-19-Erkrankung schützt. Die Experten appellieren daher, dass sich Schwangere gegen Corona impfen lassen. Zum einen erkranken immer mehr Schwangere an der hochansteckenden Delta-Variante. Zum anderen erhöht sich mit einer Schwangerschaft das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.

Elf Fachorganisationen in Deutschland empfehlen Corona-Impfung für Schwangere

Der BVF, die DGGG und neun weitere ärztliche Fachorganisationen in Deutschland empfehlen seit Mai 2021 die Schutzimpfung von Schwangeren mit mRNA-Impfstoffen. Nach bisherigem Kenntnisstand treten bei geimpften Schwangeren genauso selten Komplikationen in der Schwangerschaft auf wie bei ungeimpften Schwangeren. Auf der anderen Seite schadet eine COVID-19-Erkrankung nicht nur der Schwangeren, sondern gefährdet auch das Ungeborene. So erhöhen sich unter anderem die Risiken für Frühgeburten, Präeklampsie und Totgeburten. Weiterführende Details hierzu finden sich der DGGG-Stellungnahme von Mai 2021. [1]

STIKO empfiehlt COVID-19-Impfung bisher nur für Schwangere mit Vorerkrankungen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die COVID-19-Impfung aufgrund der begrenzten Studienlage nur für Schwangere mit Vorerkrankung oder bei besonderen Umständen (ohne diese jedoch genauer zu definieren). Sofern aus der Vorerkrankung ein hohes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung resultiert oder ein erhöhtes Expositionsrisiko aufgrund der Lebensumstände besteht, dann könne nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher ärztlicher Aufklärung eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel angeboten werden. [2]

Quelle: Vousden, N., Ramakrishnan, R., Bunch, K., et al. (2021). Impact of SARS-CoV-2 variant on the severity of maternal infection and perinatal outcomes: Data from the UK Obstetric Surveillance System national cohort. medRxiv. doi:10.1101/2021.07.22.21261000.

Weiterführende Information:

[1] DGGG-Stellungnahme (Mai 2021)

[2] STIKO Pressemitteilung (10. Mai 2021)

Autor/Autoren: äin-red

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