05.06.2014
„Alkoholfrei“ schon beim Kinderwunsch
Ein Paar, das Kinder plant, sollte sich von Anfang an auf alkoholfreie Zeiten einstellen. Denn Alkohol kann ungeborene Babys erheblich schädigen.
Ein Paar, das Kinder plant , sollte sich von Anfang an auf alkoholfreie Zeiten einstellen. Denn Alkohol kann ungeborene Babys erheblich schädigen. Je mehr Alkohol eine Schwangere trinkt, umso stärker fallen die Veränderungen aus. Denn Alkohol und sein Abbauprodukt Acetaldehyd sind Gifte, die die Zellteilung und den Aufbau komplexer Gewebestrukturen behindern. Im erwachsenen Gehirn führt Alkohol zu einem Untergang von Nervenzellen, im Gehirn des Embryos zu grundsätzlichen Fehlern im Bauplan. Wenn die Mutter in der Schwangerschaft regelmäßig getrunken hat, kommen oft noch typische Veränderungen im Gesicht, Fehler am Herzen, Fehlbildungen an Händen und Füßen und ein verzögertes Wachstum dazu. Aber schon eine geringe gelegentliche Alkoholmenge kann zu dauerhaften Schäden führen – zu lebenslanger Konzentrations-, Lese- und Lernschwäche mit all ihren Auswirkungen auf Schulleistungen und beruflichen Erfolg.
Im Körper des Ungeborenen verweilt der Alkohol 11 mal länger als bei Erwachsenen, weil die kindliche Leber ihn nicht abbauen kann. "Jede noch so kleine Menge Alkohol kann schädlich für das Baby sein“, betont Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. „Deshalb sollte gilt das Alkoholverbot am besten bereits von dem Moment an, in dem ein Paar sich auf Nachwuchs einstellt.“ Der Alkoholverzicht des Lebenspartners ist dabei natürlich für den Embryo nicht von Bedeutung. Aber er erleichtert es der Frau, über die neun Monate wirklich alkoholfrei zu bleiben, wenn sie nicht ständig das Wein- oder Bierglas des Partners vor sich stehen hat, während sie selbst diszipliniert bei Wasser, Saft und Kräutertee bleiben muss.
Sind „alkoholfreie“ Getränke denn in Ordnung? Dazu der Frauenarzt: „In Frucht- und Gemüsesäften werden laut Gesetz bis zu 0,38% Alkohol toleriert, weil sich aus biologischen Gründen Spuren von Alkohol in reifen Früchten und deshalb auch in Säften nicht vermeiden lassen. Bei Traubensaft darf der Alkoholgehalt bis zu 1% betragen, milchsauer vergorener Sauerkrautsaft enthält sogar bis zu 2% Alkohol. Alkoholfreies Bier und alkoholfreier Wein dürfen laut Gesetz ebenso wie Kombucha und Malztrunk bis zu 0,5% Alkohol enthalten. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass der Alkohol in solchen Getränken keinen Schaden beim Baby anrichten wird, solange auch diese Getränke nicht zur Dauereinrichtung werden.“ Wenn ein Fruchtsaft angebrochen ist, dann sollte er aber kühl aufbewahrt werden. Denn sonst kann durch biologische Gärung der Alkoholgehalt schnell ansteigen.
Am 30. Mai hat sich der Deutsche Ärztetag erneut für ein Verbot der Werbung für Alkohol ausgesprochen. „Wir Frauenärzte haben dieses Vorhaben unterstützt“, so Dr. Albring.. „Nach Schätzungen trinken zwischen 15 und 30% aller Schwangeren Alkohol. Und jedes Jahr werden mehr als 10.000 Kinder mit deutlichen, bleibenden Alkoholschäden geboren. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass ein Werbeverbot für Alkoholika die Situation erheblich verbessern könnte.“
Quellen:
Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 30.5.2014 www.bundesaerztekammer.de/page.asp
Alkohol-Analysen in „alkoholfreien“ Getränken durch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart www.cvuas.de/pub/beitrag.asp
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