Stuhluntersuchung
Was ist Stuhl?
Als Stuhl bezeichnet man die für den menschlichen Organismus nicht weiter verwertbaren Stoffwechselprodukte aus dem Darm.
Er besteht aus unverdaulichen Nahrungsbestandteilen, Wasser, abgestoßenen Schleimhautzellen des Darmes (ca. 250 g pro Tag), Sekreten des Verdauungstraktes, Gallenfarbstoffen und Darmbakterien.
Die Menge des pro Tag gebildeten Stuhles ist abhängig von der Ernährung und kann von 100-500 g variieren. Den Ausscheidungsprozess selber bezeichnet man als Stuhlgang.
Warum wird eine Stuhluntersuchung durchgeführt?
Eine Stuhluntersuchung dient vor allem zur Diagnose von Erkrankungen der Verdauungsorgane sowie zur Krebsfrüherkennung (Darmkrebs).
Eine Stuhluntersuchung wird bei Abweichungen von normaler Stuhlkonsistenz, Stuhlform, Stuhlfarbe, Stuhlgeruch, unklaren Schleimbildungen, Blutauflagerungen und Durchfällen durchgeführt:
- Zum Nachweis von verstecktem (okkultem) Blut im Stuhl bei Darmpolypen, Darmdivertikel, oder Darmkrebs
- Bei Durchfallerkrankungen durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten, Wurmbefall (Bandwurm)
- Bei Magenentzündungen und Darmentzündungen wie Reizdarm, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
- Bei Verdauungsstörungen, Stoffwechselstörungen (Bauchspeicheldrüsenschwäche, Gallenabflussstörungen (Verschlussikterus) Nahrungsrückstände, Fettgehalt)
- Bei Erkrankungen der Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse
- Bei Allergische Erkrankungen: Verdauungsschwäche oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Zöliakie
- Bei Verdauungsstörungen: Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Stuhlunregelmässigkeiten
Wie wird eine Stuhluntersuchung durchgeführt?
Die Stuhlprobe wird vom Patienten selbst aus dem normal abgesetzten Stuhl entnommen. Dafür erhält man vom Arzt ein Stuhlentnahme-Set mit Stuhlröhrchen, Löffel und Schraubverschluss. Der Stuhl soll nicht in Kontakt mit dem Urin oder Spülwasser kommen. Daher erfolgt der Stuhlabsatz am besten auf einen ''Stuhlfänger'', den man ebenfalls in der Arztpraxis bekommt. Alternativ können mehrere Lagen Toilettenpapier in die Toilettenschüssel gelegt werden. Man kann auch mehrere Lagen Toilettenpapier quer über die Toilettenöffnung legen und mit der Toilettenbrille festklemmen. Der Stuhl wird dann auf diese ''Hängebrücke'' abgesetzt. Mit dem beigefügten Löffel befüllt man das Stuhlröhrchen zu etwa dreiviertel mit einem möglichst zusammenhängenden Stück Stuhl. Wichtig ist, nicht im Stuhl herumzustochern, damit nicht zusätzlich Sauerstoff ins Innere der Stuhlprobe gelangt. Dadurch würden bestimmte Bakterienarten im Stuhl nicht überleben. Das fest verschlossene Stuhlröhrchen wird in der Arztpraxis abgeben und im Labor untersucht.
Was passiert bei einer Stuhluntersuchung?
Stuhlbetrachtung
Die Inspektion des Stuhls mit dem bloßen Auge kann wesentliche Hinweise auf Erkrankungen geben. Der Fettstuhl bei Fettresorptionsstörungen ist glänzend und grau. Der Teerstuhl bei Einnahme von Kohle-, bzw. Eisenpräparaten oder massiven Blutbeimengungen ist schwarz. Ein sehr heller Stuhl gibt den Hinweis auf einen Gallenstau. Ein bleistiftdünner Stuhl gibt den Hinweis auf Einengungen im Darmbereich. Man kann Schleimbeimengungen, Blutauflagerungen, Eiter, Würmer oder Wurmeier sehen. Unverdaute Nahrungsmittelreste sind zum Beispiel bei Enzymmangel sichtbar. Hellrote Blutbeimischungen findet man bei Blutungen aus dem unteren Darmabschnitt oder bei starken Blutungen aus den höheren Darmbereichen.
Stuhldiagnostik
Viele Erkrankungen machen sich durch einen veränderten Stuhlgang bemerkbar. Ein Befall mit Bakterien, Viren oder Parasiten kann zum Beispiel zu Durchfall führen.
- Mikrobiologische Untersuchung
Neben Bakterienkulturen, Parasitenbefall oder Entzündungen lassen sich mit Stuhluntersuchungen noch diverse, weitere Ursachen für Krankheitsbilder im Verdauungstrakt feststellen. Die Stuhldiagnostik ist außerdem in der Lage Allergien, Verdauungsschwäche, Unverträglichkeit von speziellen Nahrungsmitteln zu entdecken - Helicobacter-Stuhltest
Mit einem Helicobacter-Stuhltest lassen sich Antikörper gegen den Magenkeim Helicobacter pylori nachweisen. Durchgeführt wird der Test bei Verdacht auf eine Magenschleimhautentzündung oder ein Zwölffingerdarmgeschwür - Erkrankungen, die oft durch das Bakterium verursacht werden. - Alpha-1-Antitrypsin
Bei Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Nahrungsmittelallergien: Als Marker für den Eiweißverlust über den Darm und Sekretorisches IgA als Aktivitätsmarker des Schleimhaut-Immunitätssystems und der Schleimhautdurchlässigkeit empfehlen sich bei Verdacht auf immunologische Insuffizienz der Darmschleimhaut als Ursache pseudoallergischer Prozesse wie Histamin-, Laktose- und Fruktoseintoleranz (niedrige Werte). Erhöhte Alpha-1-Antitrypsin-Werte werden festgestellt u. a. bei Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Gluten-sensitiver Enteropathie. Erhöhtes Sekretorisches IgA bedeutet Verdacht auf erhöhte Aktivität des Mucosa-Immunsystems durch Entzündung. - Pankreas Elastase
wird bei Verdacht auf sekretorische Pankreasinsuffizienz durchgeführt. Sie wird parallel zu den Verdauungsenzymen Lipase, Amylase und Trypsin vom Pankreas sezerniert und in den Darm ausgeschüttet. Da die Elastase im Darm nicht gespalten wird, ist sie im Stuhl entsprechend der Sekretion nachweisbar. Erniedrigte Werte bedeuten "Exokrine Pankreasinsuffizienz". - Calprotectin
Empfiehlt sich bei Verdacht auf chronisch-entzündliche-Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Es ist ein Protein, das bei diesen Erkrankungen vermehrt durch die Darmwand ausgeschieden wird. Bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa findet man hohe Werte. Calprotectin dient daher bei chronischen Darmbeschwerden zur Unterscheidung einer entzündlichen, tumorösen von einer funktionellen Ursache. Es eignet sich als Frühmarker und Aktivitätsmarker bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. - Beta-Defensin
Die Defensine als Bestandteil des angeborenen Immunsystems besitzen ein breites antimikrobielles Wirkungsspektrum gegenüber Protozoen (Lamblien), Pilze (Candida), Viren (Herpes) und Bakterien (E. coli, Salmonellen, Chlamydien usw.) und fehlen häufig bei chronisch entzündlichen Erkrankungen des Darmes.