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Hypophysäre Ovarialinsuffizienz

Allgemeines

Dieses Krankheitsbild beruht auf einer Schädigung oder Fehlentwicklung der Hypophyse. Die FSH- und die LH-Produktion und/oder Ausschüttung ist gestört. Meist ist es schwierig zu unterscheiden, ob eine Störung auf ein Problem im Hypothalamus oder der Hypophyse zurückzuführen ist. Man spricht deswegen oft von einer hypothalamisch-hypophysären Ovarialinsuffizienz.

Ursachen

Ursachen für eine Insuffizienz können neben Entzündungen (Tuberkulose), Syphilis etc.) vor allem Tumore sein z. B. das Kraniopharyngeom oder das Adenom. Zu den häufigsten Tumoren der Hypophyse zählt das Prolaktinom. Prolaktin ist ein Hormon, das für das Brustdrüsenwachstum und die Milchproduktion zuständig ist. Eine überschießende Produktion dieses Stoffes, durch eben diesen Tumor, wirkt sich auch auf die Funktion der Ovarien aus. Der Eisprung bleibt aus, es kommt zu Zyklusstörungen oder zur Amenorrhö. Allerdings kann es auch ohne Prolaktinom zu einer Hyperprolaktinämie, einem erhöhten Prolaktinspiegel, kommen. Während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit ist das völlig normal, nicht jedoch außerhalb dieser Periode. Die Dysfunktion kann z. B. auf eine endokrinologische (= den hormonellen Stoffwechsel betreffend) Störung wie beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zurückzuführen sein. Auch körperlicher und seelischer Stress sowie bestimmte Medikamente können zu erhöhten Prolaktinspiegeln führen.

In der heutigen Zeit ist das Sheehan-Syndrom nur noch selten zu beobachten. Auf Grund von schweren Blutverlusten während der Geburt kommt es zu einer vorübergehenden Minderdurchblutung der Hypophyse und dadurch zu einem Absterben des Gewebes (Nekrose). Die daraus resultierende Funktionsunfähigkeit der Hypophyse macht sich auch in einer ovariellen Störung bemerkbar. Durch die verbesserte Geburtshilfe kommt die Erkrankung allerdings kaum noch vor.

Krankheitsbild

Ein Kennzeichen einer hypophysären Ovarialinsuffizienz durch ein Prolaktinom ist der erhöhte Prolaktinspiegel im Blut (Hyperprolaktinämie). Abhängig von der Menge an Prolaktin können unterschiedlich starke Beschwerden auftreten. Diese reichen von für die Frau scheinbar normalen Zyklen mit einer unbemerkten Gelbkörperschwäche, bis zum Ausbleiben der Regel und Unfruchtbarkeit. Häufig ist eine Galaktorrhö der Grund, warum der Frauenarzt aufgesucht wird. Galaktorrhö ist der Fachbegriff für eine spontane oder durch Druck hervorrgerufene milchige Absonderung aus den Brustdrüsen, ohne dass eine Schwangerschaft oder Stillperiode vorliegt.

Durch die erhöhte Prolaktinkonzentration ist die Bildung von Östrogen stark vermindert, so dass es zu typischen Östrogenmangelerscheinungen wie Osteoporose („Knochenschwund") und Libidoverlust kommen kann.

Bei Tumoren als Ursache können Kopfschmerzen auftreten und das Sehfeld eingeschränkt sein. Wächst der Tumor weiter, steigt auch die Prolaktinkonzentration im Blut, was wiederum zu einem Absinken der FSH- und LH-Werte führt. Da Prolaktin auch einen Einfluss auf die Schilddrüse ausübt, kann auf Grund des Absinkens der TSH-Konzentration, einem Schilddrüsenhormon, eine Schilddrüsenunterfunktion entstehen.

Sind beim Sheehan-Syndrom mehr als ¾ der Hypophyse zerstört treten Symptome wie Amenorrhö, Reduktion der Achsel -und Schambehaarung, Pigment- und Libidoverlust und fehlende Milchbildung (Agalaktie) auf. Die Frau ist insgesamt sehr schwach und kraftlos.

Erkennung

Damit sich der Frauenarzt einen Überblick verschaffen kann, steht grundsätzlich immer am Anfang der diagnostischen Abklärung eine ausführliche Anamnese. Informieren Sie Ihren Arzt dabei über Veränderungen in Ihrem Menstruationszyklus, eine Galaktorrhö oder sonstige Beschwerden. Anschließend wird der Gynäkologe eine Betrachtung des äußeren Erscheinungsbildes der Patientin, eine allgemeine körperliche Untersuchung sowie eine gynäkologische vaginale und rektale Untersuchung vornehmen.

Sinnvoll ist es, einen Schwangerschaftstest durchzuführen. Da sich eine Schwangerschaft zuerst mit dem Ausbleiben der Menstruationsblutung äußert, könnte fälschlicherweise dahinter auch eine Ovarialinsuffizienz vermutet werden.

Zur weiteren Abklärung sind Analysen der Hormonkonzentrationen im Blut erforderlich. Bei Verdacht auf hypophysäre Ovarialinsuffizienz wird vor allem der Prolaktinspiegel und das Schilddrüsenhormon TSH bestimmt. Ist die Prolaktinkonzentration erhöht, kann der Arzt Rückschlüsse auf ein eventuell vorhandenes Prolaktinom bzw. dessen Größe ziehen.

Therapie

Ziel der Therapie ist es, die Prolaktinspiegel zu normalisieren. Dabei hängt die Wahl der Behandlung von der klinischen Situation ab und orientiert sich weitgehend an den Bedürfnissen der Patienten. Wird eine Galaktorrhö von der Patientin als sehr störend empfunden, sind Medikamente, die die Prolaktinbildung hemmen erstes Mittel der Wahl. Der dadurch hervorgerrufene Abfall des Prolaktinspiegels führt bei den meisten Patientinnen auch zur Wiederherstellung des ovulatorischen Zyklus und somit auch zur Erfüllung eines evtl. vorhandenen Kinderwunsches.

Liegt ein Prolaktinom vor, muss anhand der Wachstumstendenz, die meist sehr gering ist überlegt werden, ob eine operative Entfernung notwendig ist. Auch hier kann zuerst eine medikamentöse Behandlung versucht werden. Schlägt die Therapie nicht an, oder wirkt sich der Tumor nachteilig auf die Nachbarorgane aus, ist eine Operation üblich. Die Ausnahme bildet allerdings eine geplante Schwangerschaft. Prolaktinome nehmen in der Schwangerschaft sehr schnell an Größe zu, so dass in diesem Falle eine Entfernung vor der Schwangerschaft durchgeführt werden sollte.

Autor/Autoren: äin-red