Pille / Kombi-Pille / Mikropille

Blister mit Anti-Baby-Pillen

Kombi-Pillen enthalten eine Kombination aus einem Östrogen und einem Gestagen. Die meisten Präparate enthalten das Östrogen Ethinylestradiol. Lediglich wenige Kombinationspräparate enthalten entweder Estradiol oder Estradiolvalerat. Das enthaltene Gestagen ist für die individuelle Verträglichkeit - neben der Höhe der Östrogendosierung - von Bedeutung. Die Mikropille ist eine niedrig dosierte Kombinationspille.

Der Gestagenanteil in der Pille dient unter anderem dazu, den Schleimpfropf am Gebärmutterhals für Spermien undurchdringbar zu machen und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut so zu verändern, dass sich eine befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. In ausreichend hoher Dosierung vermag das Gestagen Desogestrel den Eisprung zu hemmen. Einige Gestagene sind hilfreich bei sehr starken oder sehr schmerzhaften Monatsblutungen, oder sie ermöglichen eine niedrigere Östrogen-Dosierung, oder verschlechtern verschiedene Symptome nicht, die mit einem unausgeglichenen Hormonspiegel in Verbindung stehen, wie Akne, Haarausfall, unerwünschter Haarwuchs am Körper oder Zysten der Eierstöcke.

Definitionsgemäß wird dann von einer Mikropille gesprochen, wenn der Östrogenanteil unter 0,05 Milligramm (mg), also 50 Mikrogramm (µg), pro Dragee liegt. Der Großteil der heutigen Präparate enthält entweder 20 oder 30µg. Dabei wird wiederum unterschieden zwischen Einphasenpräparaten und Zwei- oder Dreistufenpräparaten.

Einphasenpräparate enthalten in jedem Dragee die gleiche Menge Hormone. Sie sind in der Einnahme am einfachsten zu handhaben; beispielsweise macht es nichts, wenn die Reihenfolge der Dragees versehentlich vertauscht wird. Außerdem lässt sich mit diesen auch einmal unkompliziert die Blutung verschieben.

Bei den Zwei- und Dreistufenpräparaten ist die Hormondosierung innerhalb eines Zyklus unterschiedlich. Deshalb muss die genaue Reihenfolge der Dragees immer beibehalten werden, was eine höhere Einnahmedisziplin voraussetzt als bei Einphasenpräparaten. Mehrstufige Präparate wurden entwickelt, um den hormonellen Schwankungen, wie sie im normalen Zyklus vorkommen, besser zu entsprechen. Vorteile hat das medizinisch gesehen jedoch keine.
Der Pearl-Index von Mikropillen liegt bei korrekter Anwendung zwischen 0,1 und 0,9, das Sicherheitsfenster bei 12 Stunden. D. h. wird die Einnahme dieser Pillen einmal versäumt, so kann sie innerhalb von 12 Stunden nachgeholt werden, ohne dass die empfängnisverhütende Wirkung nachlässt.

Infografik: Zyklus-Verlauf ohne Pille
Menstruationszyklus ohne hormonelle Verhütungsmittel - samt Eisprung und aufgebauter Gebärmutterschleimhaut

Wirkmechanismus der Mikropille

Normalerweise wird der Menstruationszyklus von den Hormonen GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon), FSH (Follikel-stimulierendes Hormon), LH (Luteinisierendes Hormon), Östrogen und Progesteron gesteuert. Diese Botenstoffe sorgen dafür, dass - ausgehend von Informationen aus dem Hypothalamus und der Hypophyse im Gehirn - im Eierstock ein Eibläschen (Follikel) heranreift, welches etwa in der Mitte des Zyklus zum Eisprung gelangt. Die Östrogene und das Progesteron werden vor allem in den Eierstöcken gebildet und regeln durch die Höhe ihrer Konzentration im Blut den Ablauf vor Ort, also die Eireifung im Eierstock, den Eisprung, den Auf- und Abbau der Gebärmutterschleimhaut und die Konsistenz des Zervixschleims am Muttermund.

Im Falle einer Schwangerschaft wird mehr Östrogen produziert, was der Reifung einer neuen Eizelle entgegenwirkt. Das ebenfalls während der Schwangerschaft gebildet Gelbkörperhormon Progesteron verhindert weitere Eisprünge. Progesteron ist das natürliche Gestagen. Es hat darüber hinaus während der Schwangerschaft weitere schützende Einflüsse auf die sich entwickelnde Frucht. Sie verdicken den Schleim, der den Gebärmuttermund (Cervix uteri) verschließt, damit dieser Keime, aber auch für weitere Spermien undurchlässig wird. Es führt zur Erhöhung der Körpertemperatur um etwa 0,5 Grad Celsius, um die optimale Brutwärme zu schaffen.

Infografik: Zyklus-Verlauf mit Pille
Menstruationszyklus mit Mikropille - ohne Eisprung und verminderter Aufbau der Gebärmutterschleimhaut

So sorgt die Pille für einen Schutz vor Schwangerschaften

Die Pille enthält synthetisch (künstlich) hergestellte Östrogene und Gestagene. Dadurch werden die Entwicklung des Eies und der Eisprung verhindert. Außerdem wird der Zervixschleim zäh, so dass beim Geschlechtsverkehr keine Spermien in die Gebärmutter gelangen. Sollte doch einmal der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass ein Eisprung stattfindet und Spermien den Gebärmutterhals passieren, könnte sich eine befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter einnisten, da die Schleimhaut durch die Pillenhormone nicht auf die Schwangerschaft vorbereitet wird. Durch diese drei verschiedenen Wirkprinzipien, hat die Pille eine sehr hohe Verhütungssicherheit.

Mögliche Nebenwirkungen der Mikropille

Nebenwirkungen können als angenehm oder unangenehm empfunden werden und sind nicht risikobehaftet.

Unangenehme Nebenwirkungen durch die Pilleneinnahme treten in der Regel selten auf und sind meist von geringem Ausmaß. Typische Beschwerden in den ersten Zyklen nach Beginn der Einnahme können Zwischenblutungen, Übelkeit oder Brustspannen sein. Auch Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen können auftreten. Da der Körper eine gewisse Zeit braucht, bis er sich auf die veränderte hormonelle Situation einstellt, sollte das Präparat - in Absprache mit dem Frauenarzt - etwa 3 bis 6 Monate eingenommen werden, bevor sich abschätzen lässt, wie es vertragen wird und ob es die Ansprüche der Anwenderin erfüllt. Meist bessern sich anfängliche Beschwerden in dieser Zeit von selbst. Ist das nicht der Fall, kann eine Pille mit anderer Hormonkonzentration oder einem anderen Gestagen vom Arzt ausgewählt werden. Bei einigen Frauen können die Östrogene der Pille dazu führen, dass Wasser ins Körpergewebe eingelagert wird. Dadurch kann auch eine leichte Gewichtszunahme erfolgen, oder die Beine können bei langem Stehen anschwellen.

Mit der Pille kann der Zyklus reguliert werden, Periodenblutungen sind oft schwächer oder schmerzärmer, bei manchen Präparaten können Akne, Haarausfall, unerwünschter Haarwuchs am Körper zurückgehen. Ein positiver Aspekt ist, dass Pillen-Anwenderinnen meist auf den Tag genau wissen, wann ihre monatliche Blutung einsetzt und wie lange sie dauert. Gegebenenfalls kann die Periode auch vorverlegt oder hinausgeschoben werden - Voraussetzung dafür ist die Einnahme eines Einphasenpräparates. Beim Vorverlegen wird auf die letzten maximal 7 Dragees einer Zykluspackung verzichtet und dadurch die Blutung um die entsprechende Zahl von Tagen vorverlegt. Gebräuchlicher ist aber das Hinausschieben der Blutung. Dabei wird auf die 7-tägige Pause verzichtet und sofort mit der neuen Zykluspackung begonnen. Es werden so viele Dragees zusätzlich eingenommen, wie die Blutung nach hinten verschoben werden soll. Auch eine durchgehende Einnahme, z. B. jeweils über drei Monate ohne Pillenpause ist mit bestimmten Präparaten möglich (Langzyklus).

Die Pille beeinflusst nicht die Fruchtbarkeit. Selbst nach langjähriger Einnahme werden die meisten Frauen nach Absetzten der Pille, soweit sie sonst keine Auffälligkeiten aufweisen, schnell schwanger. Nach einem Jahr unterscheidet sich die Schwangerschaftsrate von Frauen, die vorher mit einer Pille verhüteten, nicht von der bei Frauen ohne vorherige Pillen-Einnahme.

Mögliche Risiken der Mikropille

Zu den wichtigsten und schwerwiegendsten Risiken, die durch die Einnahme der Pille gefördert werden können, zählen Thrombosen (Schlaganfall, Lungenembolie). Sie treten vor allem bei Frauen auf, die auch andere Risikofaktoren haben. Vor allem die familiäre Vorbelastung, aber auch Rauchen, starkes Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Langstreckenflüge können das Thromboserisiko erhöhen. In diesen Fällen muss genau abgewogen werden, ob das Risiko vertretbar ist oder nicht.
Das Krebsrisiko verändert sich durch die Pille. An manchen Organen (Brust und Muttermund) erhöht sich das Risiko zu erkranken leicht. An anderen Organen (Darm und Gebärmutterschleimhaut) senkt sich das Risiko leicht.

Einnahmeschema

Normalerweise wird die Pille 21 Tage eingenommen und dann eine Pause von 7 Tagen eingehalten. Durch die Pilleneinnahme baut sich - ähnlich wie im natürlichen Menstruationszyklus - die Gebärmutterschleimhaut auf. Da in der Einnahmepause keine Hormone zugeführt werden, sinken die Hormonspiegel im Blut ab. Das ist ein Signal für die Gebärmutter, die aufgebaute Schleimhaut abzustoßen. Eine Blutung setzt ein. Man nennt die Blutung, die auf Grund des Absinkens der Hormonspiegel auftritt, Hormonentzugsblutung oder Abbruchblutung. Sie hat nichts mit der natürlichen Menstruationsblutung zu tun, denn sie ist einzig und allein das Ergebnis von Einnahme bzw. Nichteinnahme der Pille.

Bei erstmaliger Pillen-Anwendung wird die Pille am ersten Tag der Menstruationsblutung eingenommen. Wird das Präparat gewechselt bzw. eine neue Packung begonnen, nimmt man die erste Tablette nach der 7-tägigen Pause. Der gewünschte Empfängnisschutz beginnt mit dem ersten Anwendungstag und besteht auch während der Pause, so lange diese nicht länger als 7 Tage ist. Nach einer mehr als 7 Tage dauernden Pause, ist ein sicherer Schutz nicht mehr gewährleistet. Ein zusätzliches Verhütungsmittel, wie z. B. ein Kondom, sollte dann verwendet werden.
Zu welcher Tageszeit die Pille eingenommen wird, spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass die Einnahme täglich ungefähr zur gleichen Uhrzeit erfolgt.

Werden zusätzlich zur Pille andere Medikamente eingenommen, ist Vorsicht geboten. Antiepileptika, Tuberkulosemittel, johanniskrauthaltige Präparate, Medikamente, die die Magen-Darm-Passage beschleunigen und einige andere können die Wirksamkeit der Pille herabsetzen. Erkrankungen, die vor allem den Magen-Darm Trakt und die Leber betreffen und sich in Durchfall und Erbrechen äußern, führen zu einer verminderten Aufnahme der Hormone und können ebenfalls den Empfängnisschutz verringern. Schmerzmittel und wahrscheinlich auch Antibiotika reduzieren den Verhütungsschutz nicht. Im Zweifel sollte die Frauenärztin oder der Frauenarzt befragt werden.

Langzyklus

Langzyklus bedeutet nichts anderes, als dass nach der 21-tägigen Einnahme auf die 7-tägige Pause verzichtet wird. Ohne Pause kommt es auch nicht zum Abfall der Hormonspiegel und somit nicht zu Blutungen. Die Dauer dieser blutungsfreien Zeit kann die Frau in Absprache mit ihrem behandelnden Frauenarzt selbst festlegen. Meist wird eine 12-wöchige Einnahme mit anschließendem 7-tägigem, einnahmefreien Intervall praktiziert. Zur Langzyklus-Anwendung eignen sich niedrig dosierte Einphasenpräparate (Mikropille). Durch die pausenlose Pillen-Anwendung wird die Sicherheit erhöht. Der Langzyklus hat - ebenso wie eine „normale" Pillenanwendung - keine Auswirkungen auf die spätere Fruchtbarkeit. Auch Nebenwirkungen treten nicht häufiger auf als bei der konservativen Anwendungsform. Gegebenenfalls kann das Risiko für Zwischenblutungen zu Beginn des Langzyklus etwas höher sein. Aber der Körper gewöhnt sich in der Regel schnell an die neue Situation.

Der Langzyklus bietet sich in Absprache mit dem Frauenarzt für Frauen an, denen ein Hormonspiegelabfall während der Pause zwischen den Einnahmeintervallen regelmäßig große Beschwerden macht, beispielsweise, weil in dieser Zeit verstärkt Migräneattacken auftreten. Dadurch, dass die zyklusbedingten Hormonschwankungen unterbunden werden, können sich diese Symptome bessern. Auch für Frauen, die während der Menstruation unter Stimmungsschwankungen leiden oder schmerzhafte Blutungen haben, kann der Langzyklus eine Option sein. Andere Beschwerden bzw. Erkrankungen, bei denen Frauenärzte den Langzyklus in Erwägung ziehen, sind: Endometriose, PCO-Syndrom, Myome, Eisenmangelanämie, wiederkehrende Eierstockzysten, therapieresistente Akne, andere blutungsbedingte Beschwerden wie Bauch-, Rücken- und Kopfschmerzen. Zusätzlich bietet sich der Langzyklus bei chronischen Krankheiten an, deren Ausprägung von hormonellen Zyklusschwankungen mitbestimmt wird, z. B. Multiple Sklerose, Diabetes mellitus Typ I, Asthma, Depressionen, Epilepsie sowie die Parkinson-Krankheit.


Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. Reiner Storz

Letzte Bearbeitung: 20.04.2018

Herausgeber:

Logo: Berufsverband der Frauenärzte e.V.

In Zusammenarbeit mit:

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