Endometriose: Therapie

Verursachen Endometrioseherde keinerlei Beschwerden und zeigen sie keine Wachstumstendenz, ist eine Behandlung nicht notwendig. Ansonsten gilt: Je früher eine Endometriose behandelt wird, desto besser sind die Aussichten, langfristig Beschwerdefreiheit, Heilung und Fruchtbarkeit zu erreichen.

Der Behandlungsplan hängt vom Ausmaß der Beschwerden und der Lokalisation der Endometriose ab. Auch das Lebensalter der Patientin und ein eventuell bestehender Kinderwunsch werden bei der Entscheidung für oder gegen bestimmte Therapieoptionen berücksichtigt.

Entsprechend kann die Behandlung individuell verschieden sein. Zur Auswahl stehen konservative (medikamentös, hormonell) und operative Behandlungsmöglichkeiten, die einzeln oder miteinander kombiniert angewendet werden können. Eine Behandlung der Erkrankungsursache selbst, ist bisher nicht bekannt. [1]

Medikamentöse, nicht-hormonelle Behandlung

Eine medikamentöse Behandlung kann zusätzlich, alternativ, aber auch als Langzeitkonzept sinnvoll sein. Sie zielt darauf ab, Beschwerden zu lindern oder ein Wiederauftreten der Erkrankung zu vermeiden. Hierbei gibt es medikamentöse Behandlungen, die sich entweder gegen Symptome (z.B. Schmerzen) richten oder direkt bzw. indirekt auf die Endometrioseherde einwirken.

Schmerztherapie und antientzündliche Behandlung

Gegen die krankheitsbedingten Schmerzen helfen bewährte Schmerzmittel, wie beispielsweise Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac. Diese haben zugleich eine anti-entzündliche Wirkung. Jedoch sollte eine Selbstbehandlung mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln immer mit dem Arzt abgestimmt werden.

Bei der anti-entzündlichen Behandlung haben sich auch Entzündungshemmer (COX-2-Hemmer) bewährt. Sie unterdrücken Begleitreaktionen der Erkrankung und helfen, chronischen Schmerzen vorzubeugen. Bei ausgeprägten oder chronischen Beschwerden kann eine Schmerzbehandlung mit einem individuellen Therapieplan sinnvoll sein.

Hormonelle Therapie (Endokrine Behandlung)

Das weibliche Sexualshormon Östrogen, gilt als wesentlicher Wachstumsreiz für Endometrioseherde. Hormonelle Therapien zielen daher darauf ab, den Östrogenspiegel abzusenken bzw. Regelblutungen zu vermeiden. In der Folge schrumpfen vorhandene Endometrioseherde und die mit ihnen verbundene Beschwerden nehmen ab. Sie alle greifen in den Sexualhormon-Haushalt ein und wirken meist auch verhütend.

Die wichtigsten Medikamente in der hormonellen Therapie der Endometriose sind [1]:

Hinweis: Hormonelle Kontrazeptiva („Pille") und intrauterine Levonorgestrel-freisetzende Systeme (Intrauterinpessar) sind allein für die Behandlung starker Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) in Deutschland nicht zugelassen. Ihre rein therapeutische Anwendung erfolgt insofern außerhalb des zugelassenen Indikationsbereiches („off label"), worüber der Arzt entsprechend aufklärt.[1]

Krankheitsbild entscheidend für die Auswahl der hormonellen Behandlung

Welche hormonelle Therapie im Einzelfall eingesetzt wird, hängt stark vom Krankheitsbild der Patientin und ihren Wünschen ab (auch Kombinationstherapien sind möglich). Um möglichst langfristige Erfolge zu erzielen, muss die Hormontherapie oft über einen längeren Zeitraum (oft über sechs Monate hinweg) durchgeführt werden.

Die die Eigenproduktion unterdrückenden hormonellen Therapien erzeugen einen vorübergehenden Zustand wie in den Wechseljahren mit den entsprechenden Begleiterscheinungen. Die Ausprägung von Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust, Knochenschwund (Osteoporose) usw. ist jedoch sehr unterschiedlich. Kriterium für die Wahl des Präparates sollten stets auch die damit einhergehenden Nebenwirkungen sein, da diese zum Teil nicht unerheblich sind.

Operation bei schwerer Endometriose und Kinderwunsch

Bei einer schweren Endometriose oder einer durch die Erkrankung bedingten Unfruchtbarkeit steht die operative Therapie im Vordergrund. Dabei wird versucht, die Endometrioseherde möglichst komplett zu entfernen – mit elektrischem Strom, Laser oder dem Skalpell. Der Eingriff erfolgt überwiegend im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie), nur selten ist ein Bauchschnitt (Laparotomie) notwendig.

Tief infiltrierende Endometrioseherde schneidet der Frauenarzt vorsichtig heraus, insbesondere um Nerven zu schonen und betroffene Organe möglichst wenig zu beschädigen. In ungünstigen Fällen müssen Teile der Eierstöcke oder Eileiter entfernt werden.

Die Erfolgsaussichten sind bei operativen Maßnahmen am besten, und die Mehrzahl der Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch wird danach schwanger. Aber auch nach dieser Behandlung kann es langfristig wieder zum Aufflackern der Erkrankung kommen.

Kombinationstherapie gegen Endometriose

Nach einer Endometriose-Operation können bei jeder zweiten Patientin innerhalb von 5 Jahren neue Endometrioseherde auftreten [3]. Daher folgt nach einem Eingriff meist eine drei bis sechs Monate lange Behandlung mit Hormonen, um den Effekt der Operation zu unterstützen.

Bei ausgeprägten Veränderungen durch die Endometriose werden die Behandlungsmethoden meist kombiniert – in der Regel in drei Stufen. Diese beginnt mit der Bauchspiegelung. Daran schließt sich eine medikamentöse Behandlung über mehrere Monate hinweg an. Ist diese beendet, wird erneut eine Bauchspiegelung durchgeführt, um eventuell zurückgebliebene Endometrioseherde zu entfernen und den bisherigen Erfolg der Therapie zu beurteilen.

Gerade die schweren Formen der Erkrankung neigen zu Rezidiven (Rückfällen), können also wiederkehren. Nur eine konsequente Therapie bietet hier Aussicht auf eine dauerhafte Heilung. Mit Beginn der Wechseljahre kommt die Endometriose jedoch meist zur Ruhe.

Vitamine und Naturpräparate

Pycnogenol als Nahrungszusatz

Das Pflanzenextrakt aus der Rinde der französischen See-Kiefer hemmt Entzündungsprozesse in Gebärmutterschleimhautzellen, die auch Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe) verursachen. In einer (!) kleinen Studie kombinierten Forscher daher den Wirkstoff mit einem oralen Verhütungsmittel, wodurch sich der antientzündliche Effekt verstärkte [2]. Pycnogenol könnte daher mithelfen, Endometriose-Beschwerden zu lindern. Zudem ist das Pflanzenextrakt gut verträglich und beeinflusst nicht den Östrogen-Haushalt.

Vitamin D bei Endometriose

Jüngste Studien lassen vermuten, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel Endometriose-Beschwerden verstärkt [4]. Eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D ist aber nur bei einer Vitamin-D-Unterversorgung sinnvoll. Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel sind insbesondere Frauen, die ihre Haut selten der Sonne aussetzen oder einen sehr dunklen Hauttyp haben.

Verhaltensmaßnahmen & Selbsthilfe

Endometriose ist eine Erkrankung, die oft mit starken Schmerzen verbunden ist, und deren Behandlung lange dauern kann. Welche Therapie die beste ist und ob die Einnahme von Schmerzmitteln notwendig ist, können Patientinnen nur in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt entscheiden.

Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Beschwerden auch ohne Schmerzmittel zu lindern. In vielen Fällen können Sport, Yoga, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen (z.B. PME) Schmerzen abmildern.

Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe kann ebenfalls bei der Krankheitsbewältigung hilfreich sein. Entsprechende Kontakte und Informationen bietet die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. an.

Quellen

[1] Langfassung der Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“, AWMF-Registernummer 015/405, Stand: 01.09.2020

[2] Maia Jr H, Haddad C, Casoy J. The effect of pycnogenol on patients with dysmenorrhea using low-dose oral contraceptives. Int J Womens Health 2014; 6:1019-22

[3] Guo S-W. Recurrence of endometriosis and its control. Hum Reprod Update 2009; 15(4):441–61

[4] Qiu Y, Yuan S, Wang H. Vitamin D status in endometriosis: a systematic review and meta-analysis. Archives of Gynecology and Obstetrics 2020; doi:10.1007/s00404-020-05576-5

Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. med. Christian Albring

Letzte Bearbeitung: 14.12.2021

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