Zytomegalie in der Schwangerschaft: Übertragung / Ansteckung
Das Cytomegalie-Virus wird in erster Linie durch Schmierinfektionen übertragen, d.h. durch direkten Kontakt mit virushaltigem Speichel (z. B. durch Küssen, den Schnuller des Kindes in den Mund nehmen), Urin, Tränen, Genitalsekret und Sperma. In der Regel ist ein sehr enger Kontakt für eine Ansteckung nötig. Ein weiterer Infektionsweg ist das Stillen. Darüber hinaus ist auch eine Übertragung durch Blutpräparate oder Organtransplantate möglich. Die Mehrzahl der Schwangeren steckt sich bei gesunden, virusausscheidenden Säuglingen/Kleinkindern (eigene Kinder, Kinder in einer Krabbelgruppe etc.) an.
Das Zytomegalievirus kann während der gesamten Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden. Tritt eine CMV-Erstinfektion im ersten oder zweiten Schwangerschaftsdrittel auf, so kommt es in 30–40% der Fälle zu einer Infektion des Kindes. Erfolgt diese im dritten Schwangerschaftsdrittel sind 50–70% der Kinder infiziert. Ein Risiko für kindliche Schäden besteht vor allem nach mütterlicher Erstinfektion zu Beginn der Schwangerschaft (um Konzeption) und im ersten Schwangerschaftsdrittel, während das Risiko im dritten Schwangerschaftsdrittel gering ist.
Bei Frauen, die vor Schwangerschaft bereits eine CMV-Infektion durchgemacht haben, kann eine Reaktivierung/Reinfektion während der Schwangerschaft auftreten. Dabei ist das Risiko für eine Infektion und Schädigung des ungeborenen Kindes gering.
Bei über 95% der Frauen, die bereits früher eine CMV-Infektion durchgemacht haben, ist das Virus in der Muttermilch nachweisbar. Eine Infektion des termingerecht geborenen Kindes über die Muttermilch verläuft fast immer symptomfrei.
Quellen
- AWMF-Leitlinie. Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. AWMF-Registriernummer 093/001. Verfügbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/093-001.html, abgerufen am 05.07.2018
- Buxmann H, Enders M, Gembruch U, Goelz R, Hamprecht K, Huzly D, Kummer P, Kagan K-O, Knuf M, Mertens T, Nennstiel-Ratzel U, Roll C, Wojcinski M, Modrow S. Management der kongenitalen Zytomegaliefirus-Infektion bei Neugeborenen. Frauenarzt 2018; 59: 394-402.
- Buxmann H, Hamprecht K, Meyer-Wittkopf M, Friese K. Zytomegalievirus-Primärinfektion in der Schwangerschaft. Dtsch Arztebl Int. 2017 Jan 27;114(4):45-52
- Enders G, Enders M, Steller J. Infektionen in der Schwangerschaft. In: Klinikleitfaden Gynäkologie Geburtshilfe 9. Auflage. Herausgeber Goerke K, Steller J, Valet A. Elsevier Urban Fischer, München 2016; S201-S243.
- Kagan KO, Goelz R, Hamprecht K. Cytomegalovirusinfektion in der Schwangerschaft. Der Gynäkologe 2016; 49:582-591.
- Modrow,S.; Buxmann H; Enders,M.; Gembruch U; Goelz,R.; Hamprecht K; Huzly,D.; Kummer,P.; Kagan KO; Knuf,M.; Mertens,T.; Nennstiel-Ratzel,U.; Roll,C.; Wojcinski,M. Management der kongenitalen Zytomegalievirus-Infektion bei Neugeborenen. Kinder- und Jugendarzt 2018; 49: 107-117.
- Robert Koch-Institut. Zytomegalievirus-Infektion. RKI-Ratgeber. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Zytomegalievirus.html, abgerufen am 05.07.2018