13.07.2018

Toxisches Schocksyndrom: Risiken durch Tampon-Verwendung äußerst gering

Das Erkrankungsrisiko für ein Toxisches Schocksyndrom (TSS) durch die Verwendung von Tampons ist äußerst gering. Sorgfältige Menstruationshygiene ist grundsätzlich wichtig.

Beim TSS handelt es sich um eine Infektionserkrankung mit den Keimen Staphylococcus aureus oder Streptokokkus pyogenes, die sehr selten auftritt. Diese Keime kommen fast überall in der Natur vor. Etwa 15 - 40 Prozent der gesunden Menschen sind im Nasen-Rachenraum sind mit Staph. aureus besiedelt. Die Erreger können bestimmte Giftstoffe produzieren und ausschütten, auf die das menschliche Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern reagiert (Exotoxine mit Superantigeneigenschaft).

Schwerwiegende Krankheitserscheinungen - wie das Toxische Schocksyndrom - treten dann auf, wenn die Keime in hoher Zahl in den Organismus eintreten und dabei auf ein Immunsystem treffen, das noch keinen Kontakt zum Erreger hatte und noch keine Antikörper gebildet hat und daher nicht in der Lage ist, die Keime und die Toxine schnell zu neutralisieren. Im späteren Erwachsenenalter besitzen mehr als 90 Prozent aller Menschen Antikörper. Typische Symptome eines TSS sind plötzliches Auftreten von Kopfschmerzen, Schwindel und insbesondere ein Blutdruckabfall sowie hohes Fieber und manchmal auch sonnenbrandähnlicher Hautausschlag. Bei entsprechenden Symptomen ist grundsätzlich ärztliche Hilfe zu suchen.

TSS vor allem bei Mädchen und Frauen

Als Eintrittspforten für die Erreger eines Toxischen Schocksyndroms fungieren Hautwunden, Verbrennungen, Insektenstiche oder chirurgische Wunden. Ein TSS kann deshalb auch als Komplikation bei Frauen nach Verwendung von Tampons, Menstruationstassen, Diaphragma, im Wochenbett oder nach infektiösem Abort auftreten und wird auch bei bakteriellen Infektionen und Komplikationen wie Abszessen, Nasen- und Nasennebenhöhlenentzündungen, Haut- und Schleimhautinfektionen beobachtet.

Das Robert Koch-Institut gibt 2015 geschätzt 3-6 Fälle von TSS pro 100.000 sexuell aktive Frauen/Jahr an - davon 92 Prozent im Zusammenhang mit der Menstruation. In den USA wird mit etwa einem Fall von Toxischem Schocksyndrom pro 200.000 Einwohner gerechnet.
Eine Auswertung der Diagnosedaten der Krankenhäuser 2015 und 2016 aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes durch den Berufsverband der Frauenärzte hat ergeben, dass das TSS in der Altersspanne von 10 bis 50 Jahre häufiger bei Mädchen und Frauen auftritt als bei Jungen und Männern (siehe Abbildung). Davor und danach ist die Verteilung auf die Geschlechter gleichmäßig. Eine Interpretation dieser Zusammenhänge ist derzeit (Juli 2018) noch nicht möglich.
 
Es gibt immer wieder Einzelfälle, bei der die Erkrankung mit der Verwendung von Tampons in Verbindung gebracht wird. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre kam in den USA der Begriff der „Tamponkrankheit" auf, da in diesem Zeitraum spezielle hochsaugfähige Produkte zeitweise auf den Markt waren und parallel menstruationsassoziierte TSS beobachtet wurden. Eine spätere Untersuchung zum Einfluss des Materials von Tampons und damit einhergehenden Risiken für ein TSS kam zu keinem eindeutigen Ergebnis. In mehreren aktuellen Fällen konnte der Keim, der das TSS auslöste, aus Tampons isoliert werden, die die erkrankten Patientinnen bei der Krankenhauseinweisung trugen.

Berücksichtigt man den weltweit verbreiteten Gebrauch von Tampons seit Jahrzehnten, so ist das gemeinsame Auftreten von TSS im Zusammenhang mit der Menstruation und der Verwendung von Tampons extrem selten.

Sorgfältige Menstruationshygiene ist grundsätzlich wichtig

Auch um Infektionen mit anderen Krankheitskeimen vorzubeugen, ist eine gute Menstruationshygiene grundsätzlich wichtig und angeraten. Folgende Hinweise werden in Lehrbüchern (2.) oder auch von Herstellern von Hygieneprodukten genannt:

Tamponverwendung

 

Zusätzliche Empfehlungen zur Verwendung von Menstruationstassen & Diaphragmen

Fragen zur Menstruationshygiene können in der frauenärztlichen Sprechstunde gestellt werden. Nähere Informationen und Warnhinweise zu den einzelnen Tampon-Produkten, die auf dem Markt sind, kann man der Packungsbeilage entnehmen.

Quellen

  1. Das Toxic-Shock-Syndrom aus gynäkologischer Sicht, Werner Mendling, Frauenarzt 2016/11
  2. Kinder- und Jugendgynäkologie, Patricia G. Oppelt/ Helmuth-Günther Dörr (Hrsg.) 2014
  3. RKI-Ratgeber für Ärzte "Staphylokokken-Erkrankungen", www.rki.de
  4. www.ob.de/steigt-das-risiko-tss-zu-erkranken-wenn-ich-nachts-tampons-trage
  5. Gesundheitsberichterstattung des Bundes www.gbe-bund.de , Datenbankabfrage

Autor/Autoren: äin-red

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In Zusammenarbeit mit:

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